IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM SBK: „Baltic Bullet“ Hannes Soomer im Kreuzverhör

IDM SBK: „Baltic Bullet“ Hannes Soomer im Kreuzverhör

Hannes Soomer will besser sein als die Anderen und an die guten alten Zeiten des estnischen Motorradsports anknüpfen. Text: Anke Wieczorek; Fotos: Dino Eisele

Hannes Soomer, der 25-jährige Este aus der Supersport-WM, ist jetzt in der IDM Superbike Programm. Seinen Namen sollte man sich merken. Obwohl Superbike-Neuling, gehört Soomer auf der Honda CBR 1000 RR-R schon jetzt zu den Titelfavoriten. www.idm.de hat nachgehakt und hinter die Kulissen geschaut von „Baltic Bullet“ , der in den vier bisher ausgetragenen Rennen für das Team Enemat Enos Motorsport vier Mal aufs Siegerpodest fuhr.

Zuerst bitte eine Erklärung zu Deinem doch ungewöhnlichen Spitznamen.
Ich glaube, entweder 2017 oder 2018 hat es jemand aus dem Team zum ersten Mal gesagt und es ist einfach hängengeblieben.

Was hat Dich an der IDM gereizt?
Am Ende des letzten Jahres gab es für mich keine Option in der Supersport- oder Superbike-WM, in die ich meine Zeit und das Geld meiner Sponsoren investieren wollte. Für mich und die Leute, die mir nahe stehen, war klar, dass wir, wenn wir weiter Rennen fahren, dies auf unsere eigene Art und Weise tun würden. Und die IDM ist meiner Meinung nach die stärkste Rennserie in Europa und wird uns helfen, uns bestmöglich auf den nächsten Schritt vorzubereiten.

Hättest du gedacht, dass Du auf Anhieb zu den Favoriten auf den Titel gehören würdest?
Ich glaube, dass mein fahrerisches Niveau ausreicht, dass ich um vordere Plätze mitkämpfen kann. Ich war ein wenig besorgt wegen der Strecken, auf denen ich schon lange nicht mehr gefahren bin, und wegen der Zusammenstellung des Gesamtpakets mit dem neuen Motorrad und dem neuen Team sowie dem neuen Format des Wochenendes. Ein weiterer Punkt ist die Entwicklung eines Motorrads, mit dem man gegen Teams antreten kann, die auf diesen Strecken und in dieser Meisterschaft viel Erfahrung haben. Ich bin kein besserer Fahrer als im letzten Jahr, aber ich habe sehr gute Leute bei mir, die in den letzten vier Monaten einen hervorragenden Job gemacht und mir ein Motorrad gegeben haben, mit dem ich mit den Top-Fahrern in der Meisterschaft kämpfen kann.

Florian Alt und Ilya Mikhalchik fehlen auf dem Red Bull Ring wegen der Überschneidung der Langstrecken-Weltmeisterschaft in Suzuka. Ist das Deine Chance?
Ich denke, meine Chance besteht darin, zu versuchen, die beiden in allen anderen Rennen zu schlagen. Das Ziel in diesem Jahr ist nicht, die Meisterschaft zu gewinnen, weil meine Rivalen eine Runde auslassen. Das Ziel ist es, mich, das Motorrad und das Team so zu entwickeln, dass ich besser bin als alle anderen in der Meisterschaft. Wenn diese Arbeit dazu führt, dass ich die meisten Punkte hole, bin ich zufrieden. Die größere Chance am Red Bull Ring ist, mich mit Loris Baz und Garrett Gerloff zu messen.

Welchen Stellenwert hat der Motorsport in Estland?
a) Historisch gesehen ist der Motorradsport eine der größten Sportarten in Estland. Während der Sowjetzeit kamen die besten Fahrer und die besten Ingenieure aus Estland, und ein Rennen in Tallinn auf der Pirita-Kose-Kloostrimetsa-Rennstrecke zog mehr als 100 000 Zuschauer an. In den letzten Jahren hatten wir Ott Tänak als WRC-Weltmeister. Ich denke, in jedem Land schauen die Menschen auf die Sportarten, in denen die Athleten erfolgreich sind, und ich möchte diese Aufmerksamkeit wieder auf den Motorradsport lenken.

Was hat Dich dazu gebracht, Motorradrennen zu fahren?
Ich bekam mein erstes Motorrad (Yamaha PW50), als ich 4 Jahre alt war. Wenn ich sagen würde, dass ich mich daran erinnere, warum ich es fahren wollte, würde ich lügen. Ich bin einfach hinter unserem Haus auf dem Feld gefahren und 2006 sind wir nach Faßberg nach Deutschland gekommen, um das erste Mal ein Minibike auszuprobieren. Dort trafen wir Jan Stecher, der mich zu meinem ersten Rennen im ADAC Minibike Cup und danach im ADAC Junior Cup mitnahm.

Was ist Deine kürzeste und längste Anreise?
Dieses Jahr ist die kürzeste Fahrt jeden Morgen von meinem Haus zur Werkstatt. Von den IDM-Läufen war der Sachsenring am nächsten und entweder Assen, Hockenheim oder Spielberg am weitesten entfernt. Aber das ist nichts im Vergleich zu den 26 Stunden Flugzeit, die ich letztes Jahr zum Argentinien-Rennen brauchte.

Hast Du Deine WM-Crew behalten oder musste das Team neues Personal rekrutieren?
Einige Jungs aus dem Team waren schon in einigen Saisons in der WSS dabei, aber das ganze Team in dieser Form hat es vor dieser Saison noch nicht wirklich gegeben. Das Kernteam an der Strecke während des Rennwochenendes ist zu 100% estnisch, worauf ich sehr stolz bin. Wir versuchen, an die guten Zeiten des estnischen Rennsports und der estnischen Technik anzuknüpfen.