IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM: Mit 66 Jahren fängt bei Martin Wimmer noch viel an

IDM: Mit 66 Jahren fängt bei Martin Wimmer noch viel an

Einer der besten Rennfahrer aus den 80iger Jahren hat heute Geburtstag: Martin Wimmer. Um die Anfänge seiner Karriere zu finanzieren, hat er Brezeln verkauft. Text und Fotos: Anke Wieczorek, Michael Sonnick, Thomas Haas

Martin Wimmer war viermal Deutscher Meister, dreimal in der 250 ccm-Klasse (1981, 1984, 1985) und einmal in der 350 ccm-Klasse (1981), bevor er in die Motorrad-Weltmeisterschaft aufstieg. Heute, am 11. Oktober 2023, feiert er seinen 66. Geburtstag. Der Jubilar erinnert sich noch genau an die Anfänge seiner Karriere.

Es war vor 45 Jahren, als Martin Wimmer für eine Premiere sorgte. Der Bayer war 1978 auf einer XS 400 ccm der erste Yamaha-Cup-Sieger in Deutschland. Der 21-jährige Student aus München siegte in fünf von acht Rennen. Vom Cup hatte er aus der Zeitung „MOTORRAD“ erfahren. Er fand, die Rundstreckenrennen wären genau das Richtige für ihn, weil man dort Gegner überholen kann. „Der Cup war eine gute und günstige Gelegenheit Rennen zu fahren“, blickt Wimmer zurück und erzählt: „Das Geld für den Motorradkauf von 5.400 DM habe ich mir durch einen zweiwöchigen Brezelverkauf mit 2.500 DM Verdienst im Hacker-Zelt beim Oktoberfest verdient und im Dezember habe ich noch einen Monat bei einem Schrotthändler gearbeitet. Ich hatte aber schon einkalkuliert, dass ich im Cup vorne dabei bin. Bei den acht Rennen gab es 300 DM pro Laufsieg und 3.000 DM für den Titel. Eingefahren habe ich die Yamaha auf dem Autobahnkreuz München-Ost. Dort war ein Straßen-Kleeblatt und ich bin zweieinhalb Stunden immer rechts herum gefahren. Am Ende hatte ich auf der rechten Seite kein Profil mehr auf dem Reifen drauf. Es war aber ein gutes Training.“

Beim Saisonhöhepunkt wurde Wimmers Motorrad von der Technik-Kommission komplett zerlegt. Das Cup-Rennen fand im Rahmen des Deutschland-Grand Prix auf der legendären Nordschleife statt. Im ersten Zeittraining war er eine Rundenzeit von 10 Minuten und 15 Sekunden gefahren und damit 30 Sekunden schneller als der Zweitplatzierte gewesen. Das hatte seinen Grund: „Ich bin in den Sommerferien zwei Wochen vor dem Rennen in die Eifel gefahren und habe jeden Tag zehn Runden dort trainiert. Dort dachten die Verantwortlichen, dass mein Motor getunt war. Ich hatte aber nur ein paar erlaubte Einstellungen am Fahrwerk vorgenommen. In Schräglage hat oft der Krümmer aufgesetzt. Ich habe dann den rechten mit dem linken Krümmer getauscht, dies hat ein paar Millimeter gebracht.“

1980 bestritt Wimmer seinen ersten WM-Lauf und holte mit dem neunten Platz gleich seine ersten Punkte. in den 1980er-Jahren zählte er zu den besten 250-ccm-GP-Piloten Deutschlands. Wimmer konnte insgesamt drei Grand-Prix-Siege erringen. Sein erfolgreichstes Jahr war 1985 mit einem Sieg beim Deutschland-GP und zwei zweiten Plätzen. In der WM-Gesamtwertung schaffte es Wimmer 1982 und 1985 auf den vierten Rang.

Um die weitere Karriere des Deutschen ranken sich viele Geschichten. Er kaufte zusammen mit seiner Ehefrau und Ralf Waldmann den Motorradhersteller MZ, musste später aber Insolvenz anmelden. Aufgegeben hat Wimmer nie, sondern er hat immer neue Ideen entwickelt. Er ist ein Tüftler Zur Zeit entwickelt er einen abgasfreien Wasserstoff 2-Takt Motor. „Ich habe ja schon vor über zehn Jahren mit meinem Mustermotor von MZ ein Miniblockheizkraftwerk entwickelt“, sagt der Gewinner vom 8-Stunden Rennen in Suzuka 1987. Mit 66 Jahren ist eben lange noch nicht Schluss.