Es ist zum verrückt werden. Nach einer halben Runde war für Florian Alt schon wieder Schluss. Der 26-Jährige stand mit der Wilbers-BMW im freien Training der IDM Superbike so ziemlich am höchsten Punkt des Red Bull Rings und nichts ging mehr. „Nicht schon wieder“, schlug Technik-Chef Burkhard Stember in der Box die Hände über dem Kopf zusammen und fügte hinzu: „Beim nächsten Mal gebe ich Flo ein Laptop mit, auf dem er gleich die Fehler auslesen kann.“ Eines wolle Stember aber positiv sehen. Dieses Mal sei der Ausfall im Training und nicht im Rennen passiert. Das lasse hoffen.
Der Total-Ausfall zum Saisonauftakt, der Elektronik-Defekt in Assen – das hatte sich das Wilbers-Racing-Team in der Saison 2022 anders vorgestellt. Den Titel wollte es holen, doch den hat Markus Reiterberger schon vorzeitig in der Tasche. Jetzt gilt es für Alt nur noch, den nunmehr vierfachen Meister wenigstens noch ein einziges Mal zu schlagen. Jetzt, auf dem Red Bull Ring, bremste Alt im Training erneut die Elektronik ein. Diagnose: Kurzschluss im Kabelbaum, die Sicherung fiel aus und damit war Schluss. Der absolut durchtrainierte Superbiker schob die M 1000 RR selbstständig zurück in die Box, ungeachtet des bergigen Weges. Bis auf ein wenig Muskelkater in den Waden machte ihm das nicht aus.
Alt selbst wirkt trotz der gehäuften Ausfälle – im letzten Jahr gab es keinen einzigen – nicht frustriert. Im Gegenteil. „Wir haben eine top Performance. Weder ein Leon Haslam, ein Loris Baz oder Leandro Mercado sind in der Lage, Markus Reiterberger zu schlagen. Wir sind die einzigen, die das können und bleiben dran. Ich möchte Reiti an dieser Stelle noch einmal zum vierten Titel gratulieren. Er hat nichts falsch gemacht in diesem Jahr.“
Macht sich Alt schon Gedanken über das nächste Jahr? „Überhaupt nicht, die Saison ist für mich noch in vollem Gange. Aber meine Truppe, also die ganze Crew, ist aufeinander eingespielt und ich fühle mich so stark wie noch nie. Das habe ich im Hinterkopf. Und ich kann wegen der Ausfälle nicht einmal sagen, dass wir wirklich Pech hatten. Thomas Gradinger, Toni Finsterbusch oder Luca Grünwald: diese Fahrer hatten wahres Pech.“