Wer übernimmt die Führung in der IDM-Königsklasse? Schon vor den Rennen zur Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) im tschechischen Most war das die große Frage in der IDM Superbike 1000. Ilya Mikahlchik (EGS-alpha-Van Zon-BMW) konnte sie nicht verteidigen, denn der Ukrainer fehlte bei der zweiten Saisonrunde. Der zweifache Titelgewinner ging wie sein Konkurrent Florian Alt (Wilbers-BMW) seinen Verpflichtungen in der Endurance-Weltmeisterschaft nach.
Die Pole Position holte sich Marc Moser (Bonovo action by MGM), doch in beiden Rennen wurde der Dieburger vom Pech verfolgt. Den ersten Lauf konnte Dominic Schmitter (Hess Racing) vor dem Franzosen Valentin Debise (Kawasaki Weber-Motos Racing) und dem Belgier Bastien Mackels (Team SWPN) gewinnen. Optisch hatte allerdings Luca Grünwald (Kiefer Racing) als Erster die Ziellinie überquert. Nur wurde der Bayer nach der technischen Kontrolle disqualifiziert. Der Grund: Seine über 200 PS starke BMW war zu leicht. Sie unterbot das geforderte Mindestgewicht von 170 Kilogramm zwar um kein ganzes Kilo, aber das Reglement ist bindend.
Im zweiten Lauf siegte Valentin Debise vor Dominic Schmitter. Luca Grünwald eroberte den dritten Platz und durfte ihn auch wirklich feiern. Am Ende des Tages bedeutete das: In beiden Rennen standen jeweils drei Fahrer aus drei Nationen auf dem Podium. Nach dem zweiten Lauf sogar mit drei verschiedenen Motorradmarken. Schmitter bescherte damit Yamaha die Tabellenführung. Debise wurde durch seinen Sieg auf den zweiten Gesamtrang katapultiert und Mackels ist Dritter. Der entthronte Mikhalchik, für den nur der Titel eine Rolle spielt, rutschte auf den neunten Tabellenplatz zurück. Das Pokerface aus Kiew muss nun konstant Bestzeiten liefern, wenn er die Meisterschaft noch gewinnen will. Und das in einer Klasse, in der die Marken ums Prestige kämpfen und die Leistungsdichte an der Spitze immer enger wird. Dies unterstreicht auch der neue absolute Rundenrekord von Bastien Mackels, für den es trotzdem nicht zu einem Podiumsplatz im zweiten Rennen reichte.
In der IDM Supersport 600 kommt es zum Gleichstand an der Spitze zwischen Patrick Hobelsberger (Bonovo action by MGM), dem Doppelsieger von Most, und Valentin Debise (Kawasaki Weber-Motos Racing). Das in zwei Klassen startende französische Multitalent war zwar als Spitzenreiter in der 600er-Liga nach Tschechien gereist, doch auf der trockenen Strecke im Autodrom war kein Kraut gegen Hobelsberger gewachsen. Im ersten Lauf waren gleich zu Beginn drei seiner größten Gegner bei einer Kollision in der ersten Kurve ausgefallen. Der zweite Platz ging an Yamaha-Pilot Thomas Gradinger. Der Supersport-WM-Pilot aus Österreich und Hobelsberger-Kumpel will sich nach der Trennung vom WM-Team in der IDM für ein WM-Comeback fit halten. Marcel Brenner aus der Schweiz wurde nach einem sehenswerten Fight mit Valentin Debise Dritter.
Im zweiten Lauf dominierte Hobelsberger erneut, hatte aber Martin Vugrinec (ferQuest UNIOR Racing) hinter sich, der im ersten Rennen zu den Benachteiligten der Kollision in der ersten Kurve gehörte. Der Kroate ist zäh und derzeit IDM-Fünfter und möchte weiter in der Spitze mitmischen. Max Enderlein (M32 Racing) feierte nach dem glücklosen Saisonauftakt vor drei Wochen den dritten Platz und war entsprechend erleichtert, wieder auf dem richtigen Kurs zu sein. Das Podium war beiden Läufen war fest in der Hand von Yamaha.
In der Nachwuchsklasse IDM Supersport 300 gab es zwei absolut sehenswerte Rennen. Walid Khan, der seit anderthalb Jahren nicht mehr auf dem Rennmotorrad saß, gelang mit seinem Sieg auf der KTM ein echter Coup. Khan hatte sich in einer Sechsergruppe nach Foto-Finish durchgesetzt. Titelverteidiger und Teamkollege, der erst 15- jährige Lennox Lehmann, wurde Zweiter vor Micky Winkler (Kawasaki Weber-Motos Racing). Auch im zweiten Rennen musste das Foto-Finish entscheiden. Diesmal kam Lehmann mit dem Mini-Vorsprung von 0,0017 Sekunden vor seinem Teamkollegen Dirk Geiger ins Ziel. Luca de Vleeschauwer (Füsport RT Motorsports by SKM-Kawasaki) sah die schwarz-weiß-karierte Flagge als Dritter. In der Gesamtwertung baute Lehmann als Führender seinen Vorsprung nach vier Rennen auf 31 Punkte aus.
In der IDM Sidecar ging der erste Sieg nach einem aufregenden Rennen mit Frühstarts, Boxengassen-Durchfahrtsstrafen und noch mehr Überholmanövern an die Gäste Mike Roscher (D)/Anna Burkard (CH) im 1000 cm³-Gespann. In dieser Hubraumklasse gibt es wegen der nur noch geringen Anzahl der Fahrzeuge keine Wertung mehr. Die 600 cm³ -Gespanne haben ihnen endgültig den Rang abgelaufen. Die vollen Punkte bekamen Josef Sattler (D)/Luca Schmidt (D). Der Österreicher Michael Grabmüller und sein neuer Beifahrer Nicolas Bidault aus Frankreich freuten sich über den dritten Platz und die Wertung als Zweite. Der Zieleinlauf des zweiten Rennens war auf den ersten zwei Plätzen unverändert, nur stiegen diesmal Markus Schwegler (D)/Ondrej Kopecky (CZ) als Dritte aufs Podium.
„Das sind Rennen, wie wir sie sehen wollen“, zieht IDM-Serienmanager Normann Broy eine Resümee. „Spektakuläre Kämpfe und viel Action drumherum machen die Meisterschaft spannend. Man weiß vorher nie, wer gewinnen wird und das ist der besondere Reiz. Zum ersten Mal seit langer Zeit durften wir Zuschauer begrüßen, auch wenn es eine begrenzte Anzahl war. Aber sie haben unsere Fahrer schwer unterstützt.“
Im Rahmenprogramm sorgen der Superstock 600-Cup, der Twin Cup sowie der Pro Superstock Cup für beste Unterhaltung.