War das ein Rennen! So einen Fight an der Spitze wie in Hockenheim gibt es in der IDM Sidecar nicht oft. Er fing mit einem Reifenpoker an und endete mit zerfetzten Regenpneus und einem wohlbehaltenen Slick. Tim Reeves/Kevin Rousseau siegten in der Klasse bis 600 cm³. Mike Roscher/Anna Burkard holten sich den größten Pokal in der 1000 cm³-Liga.
Der achtfache Weltmeister Tim Reeves schien von der Pole Position seine Flucht ins Ziel anzutreten. Doch in den letzten Runden war plötzlich Pekka Päivärinta an seinem Heck. Bis zur letzten Kurve war nicht sicher, ob der Brite oder der Finne das Rennen macht. Aber Reeves fuhr Kampflinie und für Päivärinta war die Angelegenheit nach der Zielkurve vorbei. Reeves kann seinen IDM-Titel von 2019 trotz des Sieges nicht verteidigen. Wegen der wenigen Veranstaltungen in diesem Jahr ist es ihm nicht möglich, den Nuller von Assen auszubügeln. Die Punkte fehlen ihm einfach.
Alle Teams, die sich angesichts der Wetterlage für Regenreifen entschieden hatten, kämpften auf dem Hockenheimring mit dem gleichen Problem: Die Strecke erwies sich nach den ersten Runden nicht mehr als nass genug für die Pneus, die sich immer schneller abrieben. Es wurde zunehmender rutschiger.
Bennie Streuer musste seine lange verteidigten, zweiten Platz an Päivärinta abgeben. „Mein Reifen ist total platt. Da ging gar nichts mehr.“ Der Meisterschaftsführende Markus Schlosser hatte wesentlich mehr Grund zum Ärgern. Zu Beginn des Rennens hatte er auf dem vierten Platz hinter Päivärinta gelegen und ständig Angriffsversuche unternommen, aber am Ende war er nur Sechster: Motorschaden. „Schon am Vorstart hat der Motor ein paar Mal ausgesetzt. Ich war mir gar nicht sicher, ob wir überhaupt fahren, geschweige denn ins Ziel kommen würden.“ Der Schweizer und sein Beifahrer Marcel Fries hatten sich wesentlich mehr vorgenommen. Sie konnten zwar von Schadensbegrenzung reden, aber Schlosser ist extrem ehrgeizig und will vorne fahren.
Wie wichtig die Beifahrer sind, war in Hockenheim wieder extrem spürbar. Bei den vorherrschenden Wetterverhältnissen müssen sie genau einschätzen wie schnell der Fahrer ist und er muss durch seine Position die Lenkung maximal unterstützen.
Mike Roscher/Anna Burkard holten sich einen weiteren Sieg in der IDM Sidecar 1000. Der Sachse war auf Slicks ausgerückt. Das war am Anfang sehr mühselig, erwies sich aber zum Schluss als Erfolgsrezept und sorgte für weitere 25 Meisterschaftspunkte. Über 16 Sekunden Vorsprung vor den Zweitplatzierten Helmut Lingen/Michael Prudlik zeigen, was Roscher zu leisten vermag. Auf dem dritten Platz kamen Jord Klok/Carmen Laudy ins Ziel. Am ersten Oktober-Wochenende fallen die IDM-Titelscheidungen beim Sidecar-Festival in Oschersleben.