IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM: Ein ganz persönlicher Abschied von Troy Beinlich

IDM: Ein ganz persönlicher Abschied von Troy Beinlich

Trauer um Troy Beinlich. Der IDM-Supersportler wird am kommenden Samstag in seiner Heimatstadt Pößneck beigesetzt. Text: Anke Wieczorek; Fotos: Archiv Familie Beinlich, Dino Eisele

Er wollte sich auf seine zweite IDM Supersport-Saison vorbereiten, doch Troy Beinlich verlor nach einem Sturz beim traditionellen Saisonstart in die „1000 Kilometer von Hockenheim“ sein Leben. Am Samstag, den 27. April 2024, wird seine Urne auf dem Oberen Friedhof in Pößneck beigesetzt.

Lieber Troy, hallo Kleiner,

so habe ich Dich ja meistens genannt. Ich habe es gar nicht glauben wollen, dass Du tot sein sollst. Aber dann habe ich mindestens fünf verschiedene Quellen angezapft und alle haben mir das gleiche gesagt. Obwohl ich gerne und viel rede, bin ich darüber sprachlos. Ja, wir wissen alle, dass unser Sport ein Risiko in sich trägt, aber wir verdrängen es permanent. Darin sind wir Weltmeister. Jeder einzelne von uns denkt, mir passiert ja nichts. Und mit einem Schlag ist alles anders. Wie bei Dir. Und doch fahren wir weiter und weiter. Denn wir leben für diesen Rennsport. Auch Dir hat er alles bedeutet und es gab nichts, was Du lieber getan hättest. Es ist ein Trost zu wissen, dass Du glücklich warst in dem Moment, als Du gestorben bist. Ohne das Motorradfahren wärst Du eingegangen wie eine Primel. Ich weiß das, denn ich habe Dich schon gekannt, als Du noch Windeln statt der Lederkombi anhattest.

Beinahe wärst Du sogar in Hockenheim geboren worden. Dein Vater Knut stand am Start des Supersport-Rennens und Deine Mutter Mandy hat ihm als Grid Girl hochschwanger den Schirm gehalten. Kaum, dass Dein Vater die erste Runde hinter sich hatte, bekam Deine Mutter Wehen. Eigentlich hätte sie noch drei Wochen bis zur Geburt gehabt, doch Du hast gemeint, Du müsstest jetzt raus aus dem Bauch. Eine Bekannte wollte schon den Krankenwagen holen, doch Deine Mutter wollte unbedingt nach Hause. Und sie hat es tatsächlich geschafft. Knut ist gefahren wie ein Verrückter. Am 1. Oktober konnte Dich nichts mehr aufhalten und Du bist auf die Welt gekommen. Dass Du Troy heißt, verdankst Du übrigens dem dreifachen Superbike-Weltmeister Troy Bayliss. Dem hast Du später sogar mal die Hand geschüttelt.

An einer Motorrad-Karriere ging bei Dir kein Weg vorbei. Mandy hat Dich drei Mal zum Fußballtraining geschleppt. Alle anderen Jungs sind dem Trainer hinterher gerannt, aber Du hast auf der Wiese gesessen und Blümchen gepflückt und gedacht: die kommen ja sowieso gleich wieder hier vorbei. Es war völlig zwecklos, Dich auf eine andere Sportart zu lenken. Auch mit Motocross haben es Deine Eltern versucht, aber das war genauso sinnlos. Du wolltest Straßenrennfahrer werden. So wie Dein großer Bruder Chris.

Chris hat Dir manchmal aus der Patsche geholfen. Man hätte meinen können, dass Du der quirlige Kerl in der Familie gewesen bist und Chris der ruhigere und besonnene Part, aber das war gar nicht so. Bei offiziellen Angelegenheiten hast Du Dich immer gut herumgemogelt und Chris vorgeschickt. Das Selbstbewusstsein hattest Du nicht mit Löffeln gegessen, aber wer Dich nicht genau gekannt hat, hat es nicht gemerkt.

Mit Deinem Bruder hast Du Dich abends nach der Arbeit gerne noch aufs Fahrrad geschwungen, um Kraft zu tanken. Ihr Beiden wart ein tolles Team. Es ist ein Glück, dass es mit Deinen Eltern, dem Opa, Deinem Bruder und seiner Freundin und Deiner Sarah in den Wohnungen über der Werkstatt so gut funktioniert hat. Und natürlich mit Lou, Eurer Hündin. Manchmal hast Du beim Chillen den Kopf auf ihren Bauch gelegt. Du konntest sorglos und glücklich sein und Spaß haben.

Wenn ich mich an Dich erinnere, fallen mir ehrlich gesagt, auch Deinen bunten Schlüpfer ein. Wenn Du Dich beim Interview vor mir aus der Kombi geschält hast, musste ich zwangsläufig hingucken. Die Schlüpper waren der Hit schlechthin. Für sowas hast Du einen Faible gehabt. Und für bunte Socken. Du hattest für besondere Anlässe auch schwarze, das weiß ich, aber die habe ich nie gesehen.

Kleiner, Du würdest Dich wundern, wie viele Leute jetzt an Dich denken. Zu Hause stehen ganz viele Blumen und Kerzen und Bilder vor der Tür. Die Anteilnahme an Deinem Schicksal ist riesig und kommt aus der ganzen Welt. Ganz viele Bilder von Dir kursieren im Internet und die Likes kannst Du gar nicht mehr zählen.

Am Samstag wird Deine Urne in Pößneck beigesetzt und es wird ein letzter Event für Dich veranstaltet. Wir wissen nicht, wo Du jetzt bist, aber unsere Gedanken sind bei Dir und Du lebst in unserer Erinnerung weiter. Und Du kannst sicher sein: wir werden nicht nur am Samstag auf Dich anstoßen und eine Bratwurst essen.

Auf Wiedersehen.

Deine Anke Wieczorek
im Namen des gesamten IDM-Teams
(Bert, Normann, Yannic, Nadine, Angelina, Rowena, Dino, Stefan, Karsten, Lenka, Axel, Tobi, Matthias, Antonia, Michael, Björn)