Wenn 27 Superbiker mit großen Namen alle auf einmal losfahren, wird es eng in der ersten Kurve. Nach einem turbulenten ersten Rennen zum Auftakt der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) auf dem Sachsenring sahnten Lorenzo Zanetti, Toni Finsterbusch und Patrick Hobelsberger die Pokale ab, auch wenn Titelverteidiger Florian Alt als Dritter ins Ziel gekommen war.
Stirnrunzeln, ein Blick ins Wetter-Radar. Der Regen am heutigen Sonntag kurz vor dem ersten Superbike-Lauf kam überraschend. Polesetter Patrick Hobelsberger (GERT56) hatte sich am Abend zuvor noch bei seinem Kumpel Jonas Folger erkundigt, was er in solch einem Fall machen soll, weil der bayrische Ex-MotoGP-Pilot für ihn einer der besten Fahrer auf dem Sachsenring ist. Während seiner Saisonvorbereitung hatte Hobelsberger so gut wie keinen Regen gesehen, da er sich fast ausnahmslos auf Rennstrecken in Spanien aufgehalten hatte.
Die Frage, welcher Reifen im ersten Superbike-Lauf des Jahres aufgezogen wird, war jedoch schnell geklärt. Alle bereiteten sich auf eine nasse Piste von 3,671 km Länge vor.
Der Start war spektakulär. Neu-Superbiker Maximilian Kofler (Yamalube Motorsport Kofler) schnellte mit der Yamaha von der elften Position direkt an die Spitze. Ein paar Meter weiter gab es mit Thomas Gradinger (Eder Racing), der auf P5 lag, den ersten prominenten Ausfall. Der Österreicher stürzte auf der Yamaha R1 aus dem Geschehen. Nach gut anderthalb Minuten kehrte Titelverteidiger Florian Alt (Holzhauer Racing Promotion) in Führung liegend aus der ersten Runde zurück. Er hatte im letzten Jahr der Marke Honda endlich wieder einen Meisterpokal beschert.
Der aktuelle IDM-Champion wurde belagert von Toni Finsterbusch (GERT56), Kofler, Patrick Hobelsberger, Colin Velthuizen (RR Socia Racing), Leon Orgis und Lorenzo Zanetti (Triple M Racing Ducati Frankfurt). Wer unter den Verfolgern fehlte, war Ilya Mikhalchik (Champion Alpha Van Zon BMW). Es schien unglaublich. Der dreifache Superbike-Meister war bis auf den 16. Platz zurückgefallen und fuhr mit der BMW wie auf rohen Eiern.
Es mehrten sich die Ausfälle: Velthuizen stürzte und seine BMW stieg steil in die Luft, um zum Schluss mit voller Wucht in den Reifenstapel einzuschlagen. Privatier Leon Franz fehlte. Oliver König war die Hertrampf-Ducati weg. Aber auch Marc Moser (Triple M Racing Ducati Frankfurt, Johann Flammann (Kawasaki Weber Racing) und Luca Grünwald (BCC-Alpha-Ilmberger Racing Team) erreichten das Ziel nicht.
In den letzten vier Runden rückte Finsterbusch immer näher ans Hinterrad von Alt, aber auch Zanetti hatte sich nach vorn gepirscht und die Lücke zu den Vordermännern geschlossen. In den letzten drei Runden war es soweit: Es kam zum Dreikampf vom Feinsten. Finsterbusch konnte es kaum fassen, dass er plötzlich Zanettis rote Ducati neben sich sah. Der Sachse ist der Regenkönig schlechthin, aber gegen den italienischen Meister konnte er heute nichts machen. „Ich hatte das Visier voll mit Dreck und Wasser, als ich durchs Board darauf hingewiesen worden, dass einer von hinten kommt.“
Es ging alles ganz schnell und auch die letzten Meter des Rennens über Runden waren eine kurze Entscheidung. Zanetti knackte auch noch Alt und sah die schwarz-weiß-karierte Flagge als Erster. Damit wiederholte sich das, was gestern schon in der Supersport-Klasse geschehen war: Der Sieg ging an Ducati. Finsterbusch überwältige auf den letzten Metern sogar noch den mit abgebautem Reifen fahrenden Flo Alt. Dessen Freude über den dritten Platz währte nur kurz. Der 28-jährige Fireblade-Fahrer wurde nach der technischen Kontrolle des Motorrads durch den DMSB um drei Plätze in der Wertung zurückgesetzt. Grund: die Regenlampe unter der Heckverkleidung war inaktiv.
Alt rutschte somit auf den sechsten Platz nach unten, während Hobelsberger, Kofler und Orgis je eine Position gutmachten. Unterdessen gab Laufsieger Zanetti strahlend Interviews: „Als ich gemerkt habe, dass die Strecke abtrocknet, habe ich meine Chance gesehen. Mit einem Sieg in die Saison zu starten, ist natürlich großartig.“
IDM Superbike, 1. Lauf:
1. Lorenzo ZANETTI (I), Ducati
2. Toni FINSTERBUSCH (D), BMW
3. Patrick HOBELSBERGER (D), BMW
4. Maximilian KOFLER (A), Yamaha
5. Leon ORGIS (D), Yamaha
6. Florian ALT (D), Honda
7. Philipp STEINMAYR (A), BMW
8. Bálint KOVÁCS (HU), BMW
9. Leandro MERCADO (ARG), Kawasaki
10.Jan MOHR (A), BMW
11.Nico THÖNI (A), Kawasaki
12.Max SCHMIDT (D), BMW
13.Jan-Ole JÄHNIG (D), BMW
14.Ilya MIKHALCHIK (UKR), BMW
15.Kevin ORGIS (D), BMW