Eigentlich hatte der Schweizer Markus Schlosser seine Sidecar-Karriere 2022 offiziell beendet. Praktisch aus einer Bierlaune heraus gab er beim diesjährigen Saisonauftakt in Le Mans sein Comeback. Und reist als WM-Führender aus Frankreich nach Hause. Im Gepäck: ein grandioses Wochenende zusammen mit Ersatzbeifahrer Luca Schmidt. Die Ereignisse hatten sich überschlagen.
Vor drei Jahren war Markus Schlosser zusammen mit seinem Eidgenossen Marcel Fries Weltmeister gewesen, ein Jahr später verließ das Erfolgsduo die Szene. Als sich die beiden Schweizer allerdings beim offiziellen Frühjahrstraining in Val de Vienne unters Volk mischten, kamen der Konkurrenz erste Zweifel am endgültigen Rücktritt auf. Und wie erwartet, meldeten sich Schlosser/Fries für den Saisonauftakt der FIM Sidecar World Championship in Le Mans an.
Alles verlief anders als gedacht. Beifahrer Marcel Fries merkte im freien Training, dass ihm die Aufgabe doch über den Kopf wächst und stieg aus dem Projekt aus. Schlosser stand plötzlich ohne Beifahrer da.
Fügung des Schicksals: Im deutschen Team Patrick Werkstätter/Luca Schmidt war der Fahrer ausgefallen. Werkstätter war zu Beginn der Woche von einem Magen-Darm-Virus niedergestreckt worden. Aber Schmidt war trotzdem nach Le Mans gereist, allerdings als Zuschauer.
Das blieb nicht so. Schlosser spannte den Deutschen nach dem Aus von Fries fürs Qualifying ein. Das Ergebnis: sensationell. Obwohl sie noch nie zusammen gefahren waren und der erst 20-jährige Schmidt aus Zeulenroda auch die Strecke nicht kannte, rasten die Beiden auf die Pole Position vor Harry Payne/Kevin Rousseau sowie den Titelverteidigern Todd Ellis/Emanuelle Clément. Ebenfalls in den Top 10 waren folgende Teams mit deutschsprachiger Besetzung: Streuer/Kölsch, Wyssen/Salmon und Göttlich/Krieg.
Payne/Rousseau gewannen den ersten Lauf mit fast fünf Sekunden Vorsprung vor Schlosser/Schmidt. Ellis/Clément, die ganz schlecht in die Gänge kamen, erbten den dritten Platz durch den Ausfall von Lukas Wyssen. Auch Sam Christie/Tom Christie hatten genauso wie Pekka Päivärinta/Adam Christie hatten lange Chancen auf den dritten Platz gehabt.
Dass Schlosser/Schmidt das zweite Rennen vor Ellis/Clément und Christie/Christie gewannen, setzte dem Wochenende die Krönung für das schweizerisch-deutsche Duo auf, das jetzt sogar die WM-Führung übernommen hat. Payne war weiter hinten mit technischen Problemen gestrandet.
Hätte man damit rechnen können? „Ja, nach dem Test in Val de Vienne schon“, sagt der der 52-jährige Schlosser, der jetzt aber überhaupt noch nicht weiß, wie es weitergeht. „Ich habe wirklich keine Ahnung“, beteuert er. „Es ist nichts geplant. Das Motorrad ist auf dem Stand von 2022, von einem vorhandenen Sponsoring reden wir gar nicht. Vor drei Wochen haben wir uns entschieden, dass wir in Le Mans fahren. Ein Bayer würde sagen, das kam aus einer Bierlaune heraus.“ Die nächsten zwei Läufe würden am ersten Mai-Wochenende auf dem Sachsenring stattfinden, wenn die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM) ihre Saison beginnt. Sehen wir Schlosser vielleicht doch zu diesem Termin? „Ich sage nicht nein, aber auch nicht auf jeden Fall.“
Alle weiteren Platzierungen gibt es in der Ergebnisliste von Race 1 und Race 2.