Der Showdown in der IDM Supersport 300 hielt, was sich die Fans vom Duell zwischen Leo Rammerstorfer (Freudenberg KTM – Paligo Racing) und Marvin Siebdrath (Füsport – RT Motorsports by SKM – Kawasaki) versprochen haben: Es war eine reine Nervenschlacht. Nach zwei Restarts und einsetzendem Nieselregen während des Rennens sicherte sich Marvin Siebdrath im wohl spannendsten Rennwochenende der Saison mit einem zweiten Platz den IDM-Titel.
Manchmal ist die wirkungsvollste Form der Attacke, sich aus allem herauszuhalten und andere kämpfen zu lassen. Das war heute die Taktik von Marvin Siebdrath, der mit seinem zweiten Platz den Meisterschaftstitel für sich entschied. Der Wildenfelser strahlte nach dem packenden Saisonfinale auf dem Hockenheimring, als er auf dem Podium stand. Losgelöst und befreit von dem Druck der letzten Monate, die auf seinen Schultern lasteten. „Ich will mich jetzt belohnen für die harte Arbeit der letzten Monate“, sagte Siebdrath noch im Starterfeld vor dem Rennen. Doch das letzte und alles entscheidende Rennen in dieser Saison sollte nochmal zu einer Mammutaufgabe für ihn und Leo Rammerstorfer werden.
Nur wenige Sekunden vor dem Start kam es durch ein technisches Problem bei Scott Deroue (Freudenberg KTM – Paligo Racing) zu einem Abbruch, wodurch alle Ampeln wieder ausgeschaltet wurden. Aber so schnell wie das Problem auftrat, ging es auch wieder. Eine Minute später folgte der erste Restart. Bereits in der zweiten Runde des Rennens kam es zu einer Kollision zwischen Fabio Sarasino (TSL – Racing) und Bryan Cohen (Füsport – RT Motorsports by SKM – Kawasaki), der zum erneuten Rennabbruch führte. Die Rennleitung ordnete einen weiteren Restart an und die Renndistanz wurde auf sieben Runden verkürzt.
Nach dem zweiten Start ging Dirk Geiger (Füsport – RT Motorsports by SKM – Kawasaki) unangefochten an die Spitze, vor Leo Rammerstorfer und Marvin Siebdrath. Auch Walid Khan (Freudenberg KTM – Paligo Racing) mischte wieder mit. Der Niederländer fackelte dieses Mal nicht lange und schob sich kurzerhand an Geiger vorbei und übernahm die Führung. Siebdrath nutzte ebenfalls seine Chance und setzte sich mit Kalkül direkt hinter Khan. „Ich wusste, ich muss mindestens Zweiter werden, um diesen Titel noch gewinnen zu können“, so der Kawasaki-Pilot. Während er im Windschatten von Kahn dem Rest des Feldes auf und davon fuhr und leichter Nieselregen eintrat, nahmen Dirk Geiger und Jorke Erwig (Kawasaki Weber Motos Racing) den bis dahin meisterschaftsführenden Leo Rammerstorfer in die Zange. Der KTM-Pilot versuchte mit allen Mitteln sich aus den Klauen der Kawasakis zu befreien, um Siebdrath nicht zu weit entwischen zu lassen – doch vergeblich. Egal, was er versuchte, die beiden Kawasaki wiesen ihn immer wieder in seine Schranken zurück.
Am Ende siegte Walid Khan. Marvin Siebdrath gewann mit Rang zwei die Meisterschaft und Leo Rammerstorfer wurde Vierter. „Ich habe alles versucht, aber ich hatte einfach zu viele Kawasakis um mich herum“, sagte Rammerstorfer enttäuscht aber gefasst nach dem Rennen. Der Österreicher fährt im nächsten Jahr beim Red Bull Rookies Cup mit und verlässt damit die IDM mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
Wie es für Marvin Siebdrath weiter geht, ist noch offen. Der 18-Jährige hat im September ein Duales Studium in Elektrotechnik begonnen. Ob er Studium und Rennsport unter einen Hut bekommt, ist bisher noch fraglich.
Mit einem alles entscheidenden und sportlich immens spannenden Finale auf dem Hockenheimring endet die IDM Saison 2022. Im Mai nächsten Jahres geht es wieder los. Dann startet die IDM mit der Saisoneröffnung auf dem Sachsenring.
IDM SSP 300, Rennen 2
- Walid KHAN (NLD/KTM)
- Marvin SIEBDRATH (DEU/Kawasaki)
- Dirk GEIGER (DEU/Kawasaki)
- Leo RAMMERSTORFER (AUT/KTM)
- Sven DOORNENBAL (NLD/Kawasaki)
- Oliver SVENDSEN (DNK/Kawasaki)
- Jorke Erwig (DEU/Kawsaki)
- Ferre FLEERACKERS (BEL/Kawasaki)
- Thom MOLENAAR (NLD/Kawasaki)
- Scott DEROUE (NDL/KTM)