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Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
FIM Sidecar: Schlosser mit Schmidt, Werkstetter mit Pirat

FIM Sidecar: Schlosser mit Schmidt, Werkstetter mit Pirat

Man versteht sich: Markus Schlosser und Luca Schmidt machen ab sofort gemeinsame Sache in der FIM Sidecar-WM. Text: Anke Wieczorek; Fotos: Mark Walters

Luca Schmidt hatte schlaflose Nächte hinter sich, ehe er sich entschieden hat. Doch der 20-jährige Thüringer aus Zeulenroda hat das Angebot angenommen, als Beifahrer von Markus Schlosser in der FIM Sidecar-WM anzutreten. Mit dem Schweizer hat er beim Auftakt in Le Mans vor anderthalb Wochen die Führung in der Gesamtwertung übernommen. Die Chance, mit ihm am Ende des Jahres im LCR Yamaha-Gespann Weltmeister zu werden, will er sich nicht entgehen lassen.

Schlosser war zum Reifen testen und zur Bestandsaufnahme nach Frankreich gereist, Schmidt als Zuschauer. Beiden fehlte vor dem Rennen der Partner. Sie taten sich zusammen, rückten gemeinsam aus und siegten. Sattler Motorsport hatte den Deutschen für den Einsatz in Le Mans frei gegeben. Doch jetzt muss die bayrische Crew komplett auf den Junior im eigens auf den Nachwuchs ausgerichteten Team verzichten. Ausnahmetalent Schmidt ist als Beifahrer ausgestiegen und ins Boot von Markus Schlosser, dem Weltmeister von 2021, gestiegen.

„Die Entscheidung ist mir schwer gefallen“, sagt Schmidt aus vollem Herzen, „vier Jahre war ich mit Sepp Sattler im Team und der neue Fahrer Patrick Werkstetter hat voll Bock aufs Fahren. Aber dann kriegst Du die Chance hingeworfen, mit Markus anzutreten und bist mit ihm auch schon WM-Erster. Ich habe zugegriffen. Ehrlich, es war nicht schön, Sepp anzurufen. Ich habe mich richtig dagegen gesträubt. Aber ich musste es ja tun.“

Das Projekt ist noch nicht in trockenen Tüchern. Noch ist es eine Geldfrage, ob sich eine ganze Saison realisieren lässt. In Le Mans war Schlosser „fast wie aus einer Bierlaune heraus“ gefahren und das ohne jegliches Sponsoring und ohne weitere Pläne. Eigentlich hatte er vor zwei Jahren seinen Rückritt bekannt gegeben. Doch seit des Erfolgs ist die Akquise-Maschinerie angelaufen. „Es ist eine schwierige Aufgabe“, weiß Schlosser, der die Saison mit einem überraschenden Comeback in Angriff nimmt. Der 52-jährige ausgebildete Motorradmechaniker verfügt bisher von einem nicht namentlich genannten Sponsor über einen Leistungsvertrag. „Wenn ich gewinne, kriege ich Geld. Wenn ich Zweiter werde, gibt es nichts.“ Auf seiner Internetseite wirbt Schlosser für seinen Club, in dem man gegen eine Gebühr Mitglied werden kann. „Ich schaue überall, was ich generieren kann.“

Schlosser erwartet eine große Konkurrenz in der FIM Sidecar. „Die jungen Wilden rufen ab, was geht.“ Finanzielle Mittel sind die Voraussetzung, um entgegen halten zu können. Schmidt ist mittellos. Bei Sattler Motorsport hätte er ohne Beteiligung fahren können. „Ich kann jetzt auch nichts von ihm verlangen“, ist sich Schlosser im Klaren, „doch ich erwarte, dass er die Möglichkeiten, die sich ergeben, auch nutzt. Mit der WM-Führung hat er ein schlagkräftiges Argument.“

Schmidt, der nervöser als sonst ist – „bei Sepp war ich immer tiefenentspannt“ – beschreibt seine Sponsorensuche momentan als zäh, „weil wir nicht genug Vorlauf haben.“ Doch er hat sämtliche Leute angerufen, die ihm dabei helfen könnten und auch wollen. Er zählt auch auf die Unterstützung des MSC Schleizer Dreieck und des MSC Freier Grund.

Bei Sattler Motorsport ist der 26-jährige Valentin Pirat als neuer Beifahrer des 19-jährigen Patrick Werkstetter an Bord gekommen. „Es musste jetzt alles schnell gehen“, erzählt Sattler, „aber die Franzosen haben es richtig gut drauf. Innerhalb von ein paar Stunden hatten wir für ihn alle Papiere zusammen.“