Unter sengender Sonne fuhr die Internationale Deutsche Meisterschaft am vergangenen Wochenende auf dem Schleizer Dreieck in die Saisonhalbzeit. Die älteste Naturrennstrecke Deutschlands ließ Fahrer und Maschinen an ihre Grenzen gehen. Mehr als 28.000 Fans säumten die Tribünen und Wiesen entlang der 3,805 Kilometer langen Strecke. Serien-Promotor Motor Presse Stuttgart hatte alle Register gezogen, um die IDM nicht nur auf der Strecke, sondern auch abseits zum Saisonhighlight werden zu lassen.
Autogrammstunden im Fahrerlager, öffentliche Pressekonferenzen, Testfahrten mit Motorrädern aus der aktuellen Palette von BMW, Honda, Kawasaki, KTM und Suzuki sowie eine zünftige Race-Party auf dem legendären Buchhübel – näher als bei der IDM sind die Fans an ihren Idole nie. Auf dem Schleizer Dreieck mit seinen 14 Kurven kamen alle Beteiligten auf ihre Kosten.
In den IDM-Klassen Superbike 1000, Supersport 600, Supersport 300 sowie Sidecar wurden jeweils zwei Läufe ausgetragen.
IDM Superbike 1000
In der IDM Superbike 1000 überraschte Ilya Mikhalchik (alpha Racing-Van Zon-BMW) mit einem Doppelsieg. Dabei war die Strecke für den Ukrainer völliges Neuland, „und eine der schwierigsten, auf der ich je gewesen bin.“ Mikhalchik baute seinen Vorsprung in der Gesamtwertung in Deutschlands höchster Motorradserie im Straßenrennsport aus und hat nun 17 Punkte Vorsprung auf Verfolger Bastien Mackels (Wilbers-BMW). Auf dem dritten Platz rangiert der Schleizer Julian Puffe (alpha Racing-Van Zon-BMW). In der gleichen Reihenfolge wie in der Gesamtwertung erfolgte auch der Zieleinlauf in beiden Rennen. Lokalmatador Puffe, der im Training die Pole Position erobert hatte, wurde aber gefeiert wie ein Sieger. Der Bürgermeister der Kreisstadt Schleiz überreichte stolz den Pokal und erklärte hoffnungsvoll in die Runde: „Julian ist mit 22 Jahren noch jung und vielleicht klappt es ja doch einmal, dass ein Schleizer in Schleiz gewinnt.“
In der IDM Superbike 1000 schieben fünf Marken ihre hochgezüchteten Motorräder an den Start, die etwa 220 PS leisten: BMW, Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha. Die Dominanz von BMW an der Spitze ist zwar nicht zu übersehen, doch gelingt es der Konkurrenz immer wieder, für Abwechslung auf dem Podium zu sorgen. Yamaha-Pilot Stefan Kerschbaumer aus Österreich (MPB Racing) verpasste auf Yamaha den Sprung aufs Podest in Schleiz um einen einzigen Platz. Er ist auch in der Gesamtwertung Vierter vor dem besten Suzuki-Piloten Dominic Schmitter (HPC-Power) auf dem fünften Tabellenplatz. Ihm wiederum folgt Jan Halbich (Honda Holzhauer Racing Promotion).
Kein Glück in Schleiz hatte Kawasaki. Dabei hatte das Wochenende für Lucy Glöckner auf der ZX-10R des Kawasaki Schnock Teams Motorex exzellent begonnen. Die „Grande Dame“ in der IDM-Topklasse und einzige Vertreterin überhaupt, qualifizierte sich für einen Platz in der zweiten Startreihe. Stimmung und Erwartungen waren entsprechend hoch. Ein Sturz der Sächsin machte alle Hoffnungen zunichte. Glöckner verletzte sich im ersten Rennen am dritten Lendenwirbel.
IDM Supersport 600
In der IDM Supersport 600 hatte Kevin Wahr (mvr-Racing) kurz vor dem Schleiz-Event das Team gewechselt und kehrte mit einem Sieg in der Hitzeschlacht in den Kreis der Titelfavoriten zurückgekehrt. Er hat die zweite Position hinter dem Führenden Max Enderlein (Freudenberg WorldSSP Team) eingenommen. Der bisherige Zweite Marc Buchner (Buchner Motorsport) rutschte dafür auf Rang vier ab. Er blieb punktelos, da er im ersten Lauf stürzte und nun eine Gehirnerschütterung auskurieren muss. Das zeigt, wie schnell die Karten neu gemischt werden können. Buchner war mit nur einem Punkt Rückstand auf Enderlein nach Schleiz gereist. Jetzt trennen ihn 42 Zähler vom Spitzenreiter. Völlig überraschend fuhren in Thüringen auch Daniel Rubin (Rubin Racing Team) und Dennis Lippert (T.O.M. Racing Powered by myMoto24.de) aufs Podium. Vor allem Lippert konnte sein Glück kaum fassen. „Das ist der Wahnsinn. Und das in meinem Rookie-Jahr.“
IDM Supersport 300
In der kleinen IDM Supersport 300-Klasse zeigte Jan-Ole Jähnig (Freudenberg WorldSSP Team) der Konkurrenz mit einem Doppelsieg, wo der Hammer hängt. Toni Erhard (Kiefer Racing), der zwei weitere dritte Plätze einheimste, meinte: „Wenn Jan-Ole und Max Kappler bei uns mitfahren, ist es schwierig, nach vorn zu kommen. Ihre WM-Erfahrung macht sich schon sehr bemerkbar.“ Die Beiden bestreiten hauptsächlich die Supersport 300-WM und nutzen die IDM-Wochenenden zur Vorbereitung. In der Gesamtwertung führt aber weiter Victor Steeman aus den Niederlanden, obwohl er im ersten Rennen gleich zwei Mal stürzte. Nach dem zweiten Lauf bekam der KTM-Fahrer wieder einen Pokal überreicht. KTM ist 2018 erstmals als Partner der IDM in der Nachwuchsklasse am Start.
IDM Sidecar
In der in Schleiz traditionell hoch geschätzten IDM Sidecar gab es keine Überraschungen. Nach dem Schwenken der schwarz-weiß-karierten Flagge waren Josef Sattler/Uwe Neubert (Sattler Motorsport, Adolf RS 1 F1 BMW), Titelverteidiger Bennie Streuer/Gerard Daalhuizen (Team Streuer-Daalhuizen, LCR F1 Suzuki) und André Kretzer/Björn Bosch (AKW-Kretzer-Racing, LCR F1 Suzuki) jeweils die Ersten im Ziel und ließen sich gebührend feiern. „Die Fans an der Strecke sind fantastisch. Das gibt es sonst nirgendwo. Wir haben sie gesehen und auch gehört“, waren sich alle einig.
Der IDM Superstock 600-Cup, der Suzuki GSX-R-Cup und der Twin Cup sorgten für weitere Unterhaltung, so dass der Schleiz-Event ein Volksfest ohne Pausen wurde.