Der ADAC Supercross in Dortmund ist eines der ersten Rennsport-Highlights der Saison, und die Mannschaft von Hertrampf Racing um Teamchef Denis Hertrampf nutzte das 40. Jubiläum des Events, um die Aufstellung für die IDM-Saison 2025 zu präsentieren. Große Aufmerksamkeit galt vor allem dem neu formierten Sportbike-Team. Neben dem Schweizer Fabio Sarasino und dem dreifachen schwedischen MiniGP-Champion Anton Södergren wechselt mit Oliver Svendsen auch der amtierende Meister der IDM Supersport 300 in die neue Klasse. Wir haben den Dänen zum Interview getroffen.
IDM: Oliver, wie hat sich dein Leben seit dem Titel in der Supersport 300 verändert?
OS: Ich bin im Moment ganz zufrieden, aber tatsächlich ist alles ziemlich beim Alten geblieben. Ich gehe arbeiten und versuche, das Leben zu genießen.
IDM: Wie bereitest du dich auf die kommende Saison mit dem neuen Motorrad vor?
OS: Ich versuche, drei- bis viermal die Woche zu trainieren. Da ich sehr viel arbeite und es nach der Arbeit meistens zu spät ist, stehe ich um 5 Uhr auf und trainiere, bevor ich zur Arbeit gehe. Feste Tage habe ich nicht, da ich mich danach richten muss, was in meinem Job los ist. Ohne Geld kann ich keine Rennen fahren, daher steht das an erster Stelle.
IDM: Wann und wo trainierst du auf dem Motorrad?
OS: Hier in Dänemark gibt es kaum Trainingsmöglichkeiten. Für mehr Fahrzeit nutze ich die dänische Meisterschaft, aber die Termine überschneiden sich teilweise mit der IDM. Dieses Jahr sind es zwei zusätzliche Termine. Man könnte nach Spanien fahren, aber das bedeutet, dass ich eine Woche nicht arbeiten kann und somit kein Geld verdiene. Bisher hat es für mich aber trotzdem gut funktioniert. Mein Leben ist nicht so, wie man es bei manchen Fahrern auf Instagram sieht. Ein Film über mein Leben wäre ziemlich einfach: Arbeiten, abends ein Bier, schlafen, trainieren – und das Ganze von vorn. Das war auch in den letzten Jahren so. Ich sitze beim letzten Rennen das letzte Mal auf dem Motorrad und fahre erst wieder bei der ersten offiziellen Veranstaltung mit dem Team. Ich versuche dann einfach, mich an das Gefühl vom letzten Mal zu erinnern.
IDM: Wie motivierst du dich, trotz der Herausforderungen weiterzumachen?
OS: Mich motiviert, dass nicht jeder es auf diese Weise schafft. Ich bin jetzt 20, und seit ich 17 bin, läuft das so: Tag und Nacht arbeiten, trainieren und ab und zu mit den Kumpels Blödsinn machen. Meine Eltern können mich finanziell nicht unterstützen. Wenn ich Rennen fahren will, muss ich dafür arbeiten. Daher bin ich sehr dankbar für jeden Sponsor und jede Unterstützung, die ich bekomme.
IDM: Hat dir der Titel in der IDM Supersport dabei geholfen?
OS: Wir haben jetzt schon ein paar Partner mehr, aber in Dänemark ist es schwer, Sponsoren für den Motorsport zu finden. Das Einzige, was hier zählt, sind Handball und Fußball. Tatsächlich hat mein erster Sieg mehr Aufmerksamkeit generiert als mein Titel. Es wird in Kürze eine Geschichte über mich erscheinen, und dieses Jahr soll meine Saison mit Berichten von jedem Rennen begleitet werden.
IDM: Wie kam es zum Wechsel zu Hertrampf Racing?
OS: Mein ursprüngliches Ziel war, in die Supersport-300-WM zu gehen. Dann hat mich Rob Rob (Anm.d.R.: Rob Vennegoor – neuer Teammanager bei Hertrampf Racing) gefragt, ob ich zu Hertrampf kommen möchte. Wir kennen uns schon ein paar Jahre, und er hat mir auch in der Vergangenheit geholfen. Jetzt bin ich in einer ganz neuen Klasse in einem neuen Team und kann mein eigenes Motorrad mitentwickeln.
IDM: Wie schätzt du das neue Motorrad ein?
OS: Ich denke, ich werde gut mit dem Motorrad klarkommen. Die Daytona 660 ist klein und kompakt, ähnlich wie die KTM, die ich dieses Jahr gefahren bin. Das Motorrad hat mir sehr gut gepasst. Ich gehe davon aus, dass die Triumph sehr ähnlich ist, nur mit etwas mehr Leistung. Das neue Motorrad ist auch ein Vorteil, da es noch keine Erfahrungswerte gibt und ich das Bike auf mich anpassen kann. Mein Fahrstil unterscheidet sich stark von dem anderer Fahrer. Jedes Mal, wenn wir meine Daten mit denen anderer Fahrer verglichen haben, hat es nichts gebracht. Jetzt kann ich von Beginn an an meinem eigenen Motorrad arbeiten, und ich denke, das macht es etwas einfacher. Es ist der richtige Schritt.
IDM: Neues Team, neue Klasse, neues Motorrad – hast du dir ein Ziel gesetzt?
OS: In der Vergangenheit war ich jedes Jahr in einem anderen Team und habe nach etwas Langfristigem gesucht. Jedes Mal, wenn man wechselt, ist es wie ein Familienwechsel. Das Team hat ein Ziel, ich habe auch eines, und wir haben eine Vereinbarung. Wenn ich es schaffe, den Titel zu holen, geht es nächstes Jahr in der Sportbike-Klasse in die Weltmeisterschaft. Es gibt diese Option, aber sie ist nicht der absolute Fokus. Aktuell weiß noch niemand, wie sich die Klasse entwickelt, und ich lasse es auf mich zukommen.