Theoretisch wollte Lukas Tulovic an diesem Wochenende an der in Schleiz stattfindenden German TT teilnehmen. In der Praxis war der IDM Superbike-Auftaktsieger vom Team Triple M Racing Ducati Frankfurt zu spät dran. Alle Plätze sind besetzt, unter anderem ausgerechnet von seinen größten IDM-Konkurrenten Hannes Soomer und Leandro Mercado.
Das Ducati-Team hoffte, sich in den nächsten Tagen auf das anstehende IDM-Wochenende auf der Naturrennstrecke vorbereiten zu können. Es findet vom 30. Mai bis zum 01. Juni auf dem Kurs statt, auf welchem spektakulär entgegen des Uhrzeigersinns gefahren wird. Doch nun verfolgt Tulovic einen anderen Plan und sagt: „Ich muss am Freitag im freien Training extrem viele Runden fahren, um den Trainingsrückstand aufzuholen. Das Masteroil-Team ist mit allen BMW-Fahrern jetzt schon dort. Das ist hart. Schleiz wird für mich ohnehin eine Offenbarung, denn ich bin dort eine halbe Ewigkeit nicht mehr gefahren.“ Um genau zu sein, handelt es sich exakt um zehn Jahre. Der letzte Auftritt als Rennfahrer von „Tulo“ auf dem Schleizer Dreieck stammt aus dem Jahr 2015, als er Yamaha-Cup gefahren ist.
Tulo hat seit seinem Sieg im zweiten Superbike-Lauf vor zwei Wochen beim Saisonauftakt in Oschersleben entspannte Wochen gehabt. „Und ich habe mich gefreut und geärgert zugleich. Jetzt hoffe ich, dass wir keinen technischen Defekt mehr haben wie im ersten Lauf“, sagt der 24-jährige Bayer und klopft dabei auf Holz. „Wir dürfen im Blick auf die Meisterschaft keine Fehler machen, wenn wir den Titel holen wollen. Ich habe auch selbst den Druck, dass ich mir das nicht erlauben kann.“
In Oschersleben war Tulovic im ersten Rennen mit technischen Problemen am Superbike ausgefallen. Im zweiten Lauf siegte er auf der Ducati Panigale V4R überragend. Das hatte er sich zuerst nicht träumen lassen. „Ich bin ohne Erwartungen in die neue Saison gestartet. Das Motorrad, die Pirelli-Reifen, das Team und die Meisterschaft – alles war neu. Ich musste mich erst einstufen und das war in den Top 5, obwohl wir nur zwei Testtage im Trockenen gehabt haben. Nach der Qualifikation war mir klar, was wirklich gehen kann. Außerdem habe ich in Oschersleben schon tausende Runden gedreht und als Instruktor bei Hafeneger Trainings gearbeitet“, gibt er preis.
Außerdem ist die Elektronik der Ducati eine Wucht. Das Paket funktioniere viel sauberer als im letzten Jahr. Laut der Mechaniker war die alte Elektronik ruppiger, weiß Tulovic. Aus der Superbike-WM gebe es eindeutige Daten dazu. Der Superbike-Rookie sieht Honda und BMW auf Augenhöhe mit Ducati, sagt aber auch: „Vom Start weg habe ich Florian Alt im Rennen jedes Mal abgezogen. Der zweite und dritte Gang zieht durch die rückwärts funktionierende Schwungmasse bei der Ducati stark an und hat weniger Wheelie-Neigung.“ Tulovic gewann den zweiten IDM Superbike-Lauf mit 3,760 Sekunden vor Hannes Soomer (Masteroil Alpha Van Zon BMW) und seinem eigenen Ducati-Teamkollegen Lorenzo Zanetti. In der Gesamtwertung ist Tulovic nach einer von sieben Veranstaltungen Fünfter. „Wenn in Schleiz wieder alles funktioniert, haben wir eine realistische Chance, um den Titel zu kämpfen.“
