IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM SBK: Hannes Soomer eiskalt auf den Zahn gefühlt

IDM SBK: Hannes Soomer eiskalt auf den Zahn gefühlt

Wieder viel Blau am Start: BMW-Fahrer Hannes Soomer kämpft in bewährten Farben um den Titel in Deutschlands höchster Motorradklasse. Text, Fotos: Anke Wieczorek, Michael Praschak, Dino Eisele

Im hohen Norden ist es momentan eiskalt. Hannes Soomer war für die erst kürzlich stattgefundene Teamvorstellung des BMW Motorrad World Endurance Teams in den warmen Süden gereist. Er wird in der Langstrecken-Weltmeisterschaft als vierter Fahrer zur Verfügung stehen. Viel besser: In der IDM Superbike ist der 26-jährige „Baltic Bullet“ bei jedem Rennen am Start. In Deutschlands höchster Motorradklasse will der Este nur eines: die Meisterschaft gewinnen. Wir haben mit ihm über den Rennsport, Privates und auch das Geld gesprochen. Über seinen größten Fan Christoph und Bruno, den Hund.

2023 wurdest Du auf Honda Vierter in der Meisterschaft, am Ende der letzten Saison war es nur der siebte Platz. Hast Du es irgendwann bereut, zu BMW zu wechseln?
Nein, nein, nein, auf keinen Fall. Denn unser Niveau war nicht auf Platz sieben in der Meisterschaft. Ich hatte einfach Pech, weil ich in einer anderen Meisterschaft gestürzt bin und mir zweimal in einem Jahr die Schulter gebrochen habe. Wir haben also zwei von sieben Rennen verletzungsbedingt verpasst. Grundsätzlich waren es zwei Rennen – Oschersleben und Schleiz – in denen wir schlecht abgeschnitten haben. Den Rest der Saison waren wir vorne mit dabei, haben um Siege gekämpft – in Most, in Assen. Unser Niveau war definitiv besser als Platz sieben. Auch das Niveau von BMW ist hoch. Es hat allerdings etwas gedauert, bis ich verstanden habe, wie man mit dem Motorrad schnell fährt. Aber ich denke, der Sieg am Nürburgring war ein wichtiger Punkt für uns. Für uns bedeutet das, dass wir die Saison letztlich als Erfolg bewerten können.

Du hast einmal das vorhandene Potenzial angesprochen. Aber wir wissen, dass Du im IDM-Fahrerlager im Vergleich zu den anderen Teams eine kleine Truppe und offenbar ein begrenztes Budget hast. Gibt es Pläne, dein Team zu erweitern oder zu verbessern?
Ja, auf jeden Fall. Wir machen Pläne, die mir die besten Chancen geben, die Meisterschaft zu gewinnen. Denn das ist das klare Ziel für dieses Jahr. Mein Team, meine Leute – das ist der gute Teil unseres Teams. Wir arbeiten alle sehr gut zusammen, und diesen Teil möchte ich beibehalten. Was wir verbessern müssen, werden wir für dieses Jahr verbessern.

Wird es wie 2024 das blaue Setup bleiben, oder kommen neue Farben aufs Motorrad?
Ich möchte das Blau beibehalten. Aber wie du heute gesehen hast, ist auch mein Helm blau. Es wird also Blau geben, aber ich denke, es kommen auch andere Farben aufs Motorrad.

Hattest Du Angebote von anderen Teams?
Das IDM-Fahrerlager ist so klein, dass man am Wochenende auf dem Weg zum Mittagessen mit fast jedem Teamchef spricht. Champion Alpha BMW ist das erfolgreichste IDM-Superbike-Team der letzten Jahre, es stand für mich auch nie außer Frage.

Hast Du schon irgendwo getestet?
Das Einzige, was ich mit meinem Physiotherapeuten nach der Verletzung beim Bol d’Or getestet habe, ist meine Schulterbeweglichkeit. Nach der Operation am 25. September habe ich nur noch an der Genesung und der Wiederherstellung der vollen Fitness gearbeitet. Jetzt kann ich endlich auf dem Eis in Estland und in ein paar Wochen in Spanien auf dem Motorrad fahren. Im IDM gibt es keine Testbeschränkungen. Tests auf den Rennstrecken des Kalenders vor den Rennen sind ein wichtiger Punkt, den wir verbessern müssen. Das haben wir im ersten Jahr mit der Honda gemacht. Letztes Jahr haben wir das nicht so oft gemacht, weil die Strecken sehr vertraut waren. Man sieht oft, dass Teams, die vor Ort getestet haben, in FP1 einen Schritt voraus sind. Für uns war es während der gesamten Saison das Gleiche: Wenn du das erste Rennen verpasst, bist du immer dabei, aufzuholen, weil alle anderen mehr Rennerfahrung haben. Das Gleiche gilt fürs Wochenende: Wenn FP1 schlecht läuft, bist du das ganze Wochenende damit beschäftigt, aufzuholen. An manchen Wochenenden lief es gut, an anderen, wie in Schleiz, war es eine Katastrophe.

Wie hast Du Weihnachten verbracht?
Ich habe versucht, nicht zu viel zu essen, was mir nicht gelungen ist. Dieses Jahr war Weihnachten in Estland nicht besonders weihnachtlich, weil es keinen Schnee gab. Das ist nicht normal.

Wer ist Dein größter Fan?
Mein Freund Christoph nimmt diesen Titel an. 2023 in Schleiz war auf der Tribüne eine riesige estnische Flagge zu sehen und ich dachte, dass jemand aus Estland gekommen war, um das Rennen zu sehen. Als ich sie im Fahrerlager auf Estnisch ansprach, erfuhr ich, dass sie absolut deutsch waren. Seitdem haben sie kaum ein Rennen verpasst.

Noch eine Sache, die ganz viele IDM-Fans brennend interessiert. Musst Du für deinen Lebensunterhalt arbeiten?
Ja, ich arbeite. Ich habe meine eigene Firma und mache Ingenieursarbeiten, da ich dafür ausgebildet bin. Ich habe Kunden in Deutschland und Estland. Im Winter helfe ich außerdem meinem Vater und meinem Bruder ein bisschen aus. Mein Vater hat eine Baufirma, und ich helfe bei der Vorbereitung von Baggern und ähnlichen Dingen. Mental ist das sehr gut, um den Kopf freizubekommen. Es ist ein entspannender Job. Es tut gut, in der Werkstatt zu sein und echte Arbeit zu machen.

Hast Du ein Haustier?
Offiziell nicht, aber mein Vater hat einen einjährigen Hund, Bruno, der sehr oft bei mir ist. Er ist der Schwarze, der oft in meinen Geschichten auftaucht.