„Vor einem Jahr lag ich hier unten in der Seng – und jetzt stehe ich auf dem Podest“, sagte Toni Finsterbusch im Siegerinterview nach dem ersten IDM Superbike-Rennen auf dem Schleizer Dreieck mit Tränen in den Augen. Der 30-jährige Krostitzer, der Zweiter wurde, ist endgültig auf die Ideallinie zurückgekehrt.
Vor einem Jahr hatte Finsterbusch nicht daran zu denken gewagt. Bei einem folgenschweren Unfall mit Jan Mohr hatte sich der BMW-Fahrer das Becken gebrochen. In einer minimalinvasiven Operation wurde eine Schraube zur Fixierung eingesetzt. Aus der Klinik kam er mit Krücken. Außerdem hatte er sich zudem den rechten Mittelhandknochen gebrochen und sich mehrere Schnitt- und Schürfwunden zugezogen.
Dass er jetzt ausgerechnet in Schleiz aufs Podium fuhr, löste ein Gefühlschaos aus. im Hintergrund weinte seine Mutter mit und auch bei GERT56-Teamchef Karsten Wolf flog war die Sonnenbrille eng angedrückt, um die glasigen Augen zu kaschieren.
Finsterbusch selbst sprach von einem sehr emotionalen Wochenende. „Ich persönlich hätte nie gedacht, dass es jetzt ausgerechnet in Schleiz so laufen wird, aber manche Sachen müssen vielleicht an gewissen Orten passieren. Ich hätte jetzt überall mit dem Podium gerechnet, aber bestimmt nicht in Schleiz. Ich bin hier eigentlich mit dem Ziel her gekommen, gesund wieder heim zu fahren und das habe ich dieses Jahr auch geschafft – und das noch mit zwei richtig geilen Rennen. Der zweite Platz im ersten Lauf war natürlich mehr als nur eine Entschädigung für die ganze harte Arbeit, um wieder dort sein zu können, wo ich jetzt bin.“
Ausruhen will er sich auf den Lorbeeren nicht. Er will auch in zwei Wochen das Podium in Angriff nehmen, „vielleicht auch mal ein Doppelpodium?“ Seine Teamkollegen sind bereit. Mit den Rängen sieben und fünf fuhr Rookie Jan-Ole Jähnig bei seinem Heimrennen auf dem Schleizer Dreieck sein bislang bestes Ergebnis in der Königsklasse der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft heraus. Rookie-Kollege Patrick „Pax“ Hobelsberger musste nach etlichen Zwischenfällen mit der Konkurrenz mit den Rängen zehn und neun vorlieb nehmen, ist auf dem Red Bull Ring aber extrem stark.
Teamchef Karsten Wolf zieht eine ganz persönliche Bilanz des Wochenende: „Die meistgestellte Frage in Schleiz war sicher, ob ich zufrieden bin. Und meine Antwort ist ganz klar: Ja das bin ich. Zuerst Kompliment an meine Mannschaft, die in Schleiz die extra Energy ausgepackt hat, die die Rahmenbedingungen auf der Naturrennstrecke in Schleiz fordert, um erfolgreich zu sein. Nach allem, was im letzten Jahr und im Vorfeld passiert ist, war es nur wichtig Schleiz zu überleben und die Transformation zum Red Bull Ring zu schaffen, auf dem wir am letzten Jahr gefehlt haben. Die fahrerischen Qualitäten eines Toni Finsterbusch stehen sicher für sich, seine charakterlichen Stärken und mentale Kraft hat er nach dem Crash aus dem Vorjahr eindrucksvoll nachgewiesen. Ein Moment, der auch an mir nicht spurlos vorbei ging. Was alle total begeistert, ist die Lernkurve von Jan-Ole Jähnig, der nun aus der Stabilität der ersten Events bei seinem Heimrennen, und das sehr zur Freude der Fans, das erste Mal zur Attacke geblasen hat. Er ist so ein großes Talent, dem wir einfach nur alles abgenommen haben, was ihn behindert hat, und ihm alles geben, was er braucht. Und Pax wird genau an Wochenenden wie diesen weiterwachsen. Auch er war das erste Mal mit der Superbike-Granate in den Thüringer Wäldern und Feldern unterwegs. Er musste in beiden Rennen haarige Rennsituationen überstehen, hat diese überragend gemanagt und sich jedes Mal nach vorn beziehungsweise zurück gekämpft. Dadurch sind die Podiumschancen bestens intakt und er kann nun in Österreich versuchen, sein Potential und das der BMW M 1000 RR zu zeigen.“