In letzter Zeit war es still geworden um Lucy Glöckner. Das geplante Comeback in die IDM Superbike verschob sie zunächst um ein Jahr wegen ihrer Corona-Erkrankung. Die 31-jährige Sächsin litt lange unter physischen und psychischen Symptomen von Long-COVID, weiß ihr langjähriger Teamchef Karsten Wolf. Nun beendete die inzwischen völlig genesene Rennfahrerin aus Krumhermersdorf ihre aktive Karriere. Mit Lucy Glöckner tritt eine beeindruckende und weltweit bekannte Frau ab, die im Motorradrennsport gefürchtet, gehasst und geliebt wurde. Sie hat Geschichte geschrieben, national und international. Im der IDM Superstock 1000 wurde sie 2014 Gesamt-Zweite. Später mischte sie die Männerdomäne in der IDM Superbike auf und fuhr regelmäßig in die Top Ten der Königsklasse.
In einem offenen Brief an Sponsoren, Fans und Rennsportfreunde erklärt Glöckner unter anderem: „Mir ist es sehr schwer gefallen und ich habe wirklich sehr lange über meinen Rückzug nachgedacht. Nach den vielen Jahren bin ich müde geworden. Über Jahre hinweg unter Leistungsdruck zu stehen, hinterlässt seine Spuren und mit meinem 30. Geburtstag im Jahr 2020 konnte ich mich ja nun auch nicht mehr als jugendlich und spritzig bezeichnen! Wer mich kennt, weiß, dass ich extrem ehrgeizig war und bestmögliche Resultate für das Team und für mich erzielen wollte! Für mich gab es nur: Sieg oder Hospital! Und wie sagt man so schön? Wenn es am schönsten ist, sollte man aufhören! Mit dem letzten Titel zur Langstreckenweltmeisterschaft in Le Mans hatte ich auf der Erfolgsleiter die Spitze des Eisberges erreicht. Und dies war der krönende Abschluss meiner erfolgreichen Vita als Motorradrennfahrerin.“
Glöckner fing im Alter von sieben Jahren an, den Rennsport zu lieben. Ihr Vater hatte ihr eine Kinderrennmaschine gebaut. Lucy hatte bald nichts anderes im Kopf. „Es gab für mich keine Schule mehr, Prüfungen waren egal. Ein Wochenende ohne Motorrad gab es nie.“
20 Jahre voller Höhen und Tiefen, unzähliger Schutzengel, Freude, Leid, Schmerzen, Emotionen haben Glöckner zu der Person gemacht, die sie heute ist. Doch sie bedauert: „Leider hat sich mein größter Traum, ein Einsatz in der Superbike-Weltmeisterschaft, nicht erfüllen können. Wir waren nah dran, doch wahrscheinlich sollte es einfach so kommen. Ich denke trotzdem, dass ich Großes in meiner Karriere erreicht habe und mit voller Stolz und Zufriedenheit behaupten kann, dass ich eine der schnellsten Frauen auf der Welt im Rennsport gewesen bin.“
Ereignisse wie ihr Sieg beim legendären Pikes Peak-Rennen in den Rocky Mountains und auch die vielen kleinen Dinge aus ihrer Karriere bleiben unvergesslich. Glöckner berichtet, sie haben Tausende von Menschen aus aller Welt kennenlernen dürfen, die sie teilweise wie einen Superstar gefeiert haben. Ganz ohne Rennstrecke und Motorrad wird Glöckner aber in Zukunft nicht sein. Ihre Wheelies sind jetzt bei den Hafeneger Renntrainings zu bewundern. Dort ist die große Dame des deutschen Motorradsports als Instruktorin tätig.