Es gab viele Tränen. Die Entscheidung, dem Rennsport treu zu bleiben, hat Christoph Beinlich ganz allein getroffen. Anderthalb Jahre nach dem tragischen Unfalltod seines Bruders hat er die erste Superbike-Saison hinter sich gebracht. Mit dem vollen Rückhalt der Familie geht es 2026 auch weiter.
Nachdem Supersportler Troy Beinlich am 30. März 2024 tödlich verunglückt war, hatte das familieninterne Beinlich Racing Team (BRT) alle Aktivitäten auf der Rennstrecke gestoppt. „Und plötzlich zerteilt ein einziger Tag das ganze Leben in ein Davor und ein Danach“, hatte in der Todesanzeige des 21-Jährigen gestanden. Die Zukunft war ungewiss. Aber Bruder Chris setzte sich nach einem Jahr ohne jegliche Aktivitäten irgendwann wieder auf ein Motorrad. Er war heiß auf das Comeback „im Leben danach“ und jeder wusste, was er meinte, wenn er sagte: „Ohne Rennsport geht es nicht.“
Die Familie Beinlich und der Rennsport gehören zusammen wie das Feuer zur Flamme. Aber um weitermachen zu können, musste es für den 29-jährigen Christoph aus dem thüringischen Pößneck wirklich einen Neuanfang geben, nach all dem, was 2024 passiert war. Nach sechs Jahren in der IDM Supersport stieg er 2025 in IDM Superbike auf, die höchste Klasse, die es in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft gibt. Angegliedert ans Team GERT56 by RS Speedbikes, das mit der BMW schon Erfahrung hat und sich bei der Abstimmung des Motorrads als großartige Hilfe erwies.

„In der gleichen Konstellation geht es weiter“ erzählte der Vollblut-Racer auf der INTERMOT in Köln, auf der auch sein Motorrad mit der Startnummer „71“ ausgestellt war. „Mit Karsten Wolf, dem GERT56-Teamchef, habe ich alles per Handschlag klargemacht. Ich habe der Truppe viel zu verdanken. Und meinem Vater.“ Ohne den immensen Einsatz von Knut Beinlich wäre das Projekt nicht zu stemmen gewesen.
Die erste Saison in Deutschlands höchster Rennsportklasse verlief wie bei so vielen Konkurrenten gelegentlich harzig. Den Nürburgring kannte Chris Beinlich sogar nur von der Beschreibung. „Ich bin in den Trainings oft eine Sekunde schneller geworden, aber dann wurde ganz vorne die Zeit für die Pole Position auch noch um eine Sekunde getoppt“, berichtet der seit Oktober 30-Jährige über den Anfang. „Die Klasse ist wahnsinnig schnell. Abends haben wir immer alle Fahrdaten der BMW ausgewertet. Realistisch gesehen war ich eigentlich auf einem guten Level, es sah nur nicht so gut aus, was die Platzierungen betrifft. Das dazu auch gut aussehen, das ist jetzt das Ziel für die kommende Saison.“


