IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM: Punkte-Marathon und erster Meister, Assen in Fakten

IDM: Punkte-Marathon und erster Meister, Assen in Fakten

Die fünfte von sieben Saisonveranstaltungen ist über die Bühne gegangen und hat noch einmal für mächtig Bewegung in den Tabellen gesorgt. Text: Anke Wieczorek; Fotos: Dino Eisele

Die fünfte von sieben Veranstaltungen zur Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) hat die Situation der Titelanwärter verschärft. Auf dem TT Circuit Assen wurden am vergangenen Wochenende neue Konstellationen für den Endspurt gelegt, der schon in anderthalb Wochen auf dem Nürburgring beginnt. Und ein Team ist sogar schon Meister: das französische Vater-Sohn-Gespann Ted und Vincent Peugeot in der IDM-Wertung der Sidecar-Klasse.

Der Sturz von Florian Alt (Holzhauer Racing Promotion) und seine Auswirkungen haben Ilya Mikhalchik (Champion Alpha Van Zon BMW) in der IDM Superbike-Gesamtwertung in eine komfortable Position in Bezug auf den Titelgewinn gebracht. Sein Ziel: Er will zum vierten Mal Meister in der Topklasse werden. In Abwesenheit des Honda-Titelverteidigers Florian Alt gewann der 28-jährige Ukrainer beide Rennen auf dem 4,555 langen TT Circuit in den Niederlanden. Der Deutsche war im ersten Rennen gleich in der ersten Runde per Highsider gestürzt. Das Team diagnostizierte einen Reifendefekt. Alt muss an der rechte Hand operiert werden. Seine Titelchancen sind nach dem Wochenende in den Keller gesunken. Jetzt trennen den Deutschen 58 Punkte vom führenden Mikhalchik, dem er in Assen die Führung in der Gesamtwertung eigentlich wieder abjagen wollte. Honda-Fahrer Alt wäre in Assen der einzige gewesen, der die BMW-Armada an der Spitze hinter sich lassen oder zumindest deren Phalanx durchbrechen kann. Nach seinem Ausfall nahm die bayrische Marke nach beiden Läufen das komplette Podium ein und jedes Mal in gleicher Besetzung: Sieger Ilya Mikhalchik vor dem Esten Hannes Soomer (Enos Motorsport) und Patrick Hobelsberger (GERT56). Es war eine internationale Machtdemonstration, in der die Entscheidungen in den letzten Runden fielen. Hobelsberger verdrängte damit seinen Teamkollegen Toni Finsterbusch vom dritten Tabellenplatz. Mit dem Italiener Lorenzo Zanetti (Triple M Racing Ducati Frankfurt) und dem Argentinier Leandro Mercado (Kawasaki Weber Racing) haben in den Top Ten noch zwei weitere Marken heiße Eisen im Feuer. Die schnellste Yamaha wird kurz dahinter auf Platz 11 gelistet und gehört Maximilian Kofler aus Österreich.

In der IDM Supersport fuhr Rookie Lennox Lehmann (Yamalube Kofler Racing) zu seinem ersten Saisonsieg. Nach bereits drei errungenen Podiumsplätzen hatte er es endlich ganz nach oben geschafft. Eigentlich hatte sich Luca de Vleeschauwer dafür interessiert und hatte fast das ganze erste Rennen auf Triumph in Führung gelegen. Der Plan des 22-jährigen Belgiers vom Team MotoLife sah bis zur letzten Runde gut aus, bis dass sich Lehmann eingangs der schnellen Schikane an ihm vorbeibremste. Ein paar Minuten vorher hatte sich der Dresdner schon ganz mutig und gepflegt an seinem Teamkollegen Andreas Kofler und seiner Yamaha vorbeigeschoben. Für den Polesetter ging es in den 13 Rennrunden mehrfach vor- und zurück. Zum Schluss blieb er mit 0,009 Sekunden hinter de Vleeschauwer Dritter. Dass Daniel Blin (AF Racing Team) auf der Ducati Vierter wurde, war eine enorme kämpferische Leistung. Der Pole war im Qualifying gestürzt, hatte Prellungen vom Kopf bis zu den Füßen. Er musste zum Check ins Medical Center. Einen Tag später fuhr er die schnellste Rennrunde.
Der im ersten Lauf von Lehmann geschlagene Kofler ließ im zweiten Rennen nichts mehr anbrennen und führte den Zug mit Luca de Vleeschauwer, Lennox Lehmann, Daniel Blin, Sasha de Vits aus Belgien, Dirk Geiger, und die Niederländer Kas Beekmans und Twan Smits um den Kurs. Es war klar, dass de Vleeschauwer zum Schluss noch etwas im Schilde führte um Kofler niederzuringen und zu gewinnen. Es war ein brutales, aber faires Überholmanöver, welches er startete. Aber Kofler holte ebenfalls den Hammer heraus. Dass er aus seiner Position noch einmal zurückschlagen würde, war eine Wucht. Und es gelang: vierter Saisonsieg für den 20-Jährigen aus Attnang-Puchheim. Ein Österreicher auf Yamaha, ein Belgier auf Triumph und ein Pole auf Ducati standen auf dem Podium. Internationaler geht es nicht.

In der IDM Supersport 300 dominierte der Deutsche Philipp Tonn (Freudenberg KTM-Paligo Racing) an diesem Wochenende in beiden Rennen. Der KTM-Pilot setzte sich in spannenden Krimis gegen seine Teamkollegen Ruben Bijman und Oliver Svendsen durch. Tonn feierte in Assen sowohl seinen ersten Saisonsieg als auch ein Doppelpodium und kletterte in der Meisterschaftswertung auf den dritten Platz. Der WM-Pilot Ruben Bijman sicherte sich zweimal Rang zwei. Auch Yamaha-Pilot Dylan Czarkowski (DC Racing) gelang der Sprung aufs Podest. Der Niederländer schnappte sich im zweiten Rennen auf seiner Heimstrecke trotz einer Zeitstrafe den dritten Platz.

Die beiden Teams von Harry Payne und Markus Schlosser lieferten sich in der FIM Seitenwagen-Weltmeisterschaft ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Im Sprintrace am Samstag dominierten Harry Payne und Kevin Rousseau (Steinhausen Racing / ARS Yamaha) das Geschehen und ließen Markus Schlosser/Luca Schmidt (Team Schlosser/LCR Yamaha) keine Chance zum Überholen. Im Hauptrennen am Sonntag konnte Markus Schlosser seine Pole Position bis zur Zielflagge verteidigen und sich den Sieg sichern. Harry Payne zeigte eine beeindruckende Aufholjagd von über drei Sekunden und belegte den zweiten Platz. In der Weltmeisterschaft bleibt Schlosser weiterhin an der Spitze. In der IDM-Wertung gewannen Lukas Wyssen und Ema Salmon (Team Gustoil Sidecar Racing/LCR Yamaha) das erste Rennen. Das Vater-Sohn-Gespann Ted und Vincent Peugeot (Seventy Four Racing Team/LCR Yamaha) sicherte sich den Sieg im zweiten Lauf und ist damit bereits Meister!