IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM: Entscheidung in der „Cathedral of Speed“

IDM: Entscheidung in der „Cathedral of Speed“

Die zweite Saisonhälfte in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) ist eingeläutet. In Assen findet der vierte von sieben Saison-Events statt. Text: Anke Wieczorek; Fotos: Dino Eisele

Am kommenden Wochenende ist es wieder soweit. Die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM) biegt auf den legendären TT Circuit Assen ein. Es ist der weltweit einzige Kurs, der in erster Linie für Motorradrennen konzipiert wurde. Die nach Zandvoort zweitälteste und längste Rennstrecke in den Niederlanden ist seit 1949 jedes Jahr Austragungsort der Motorrad-Weltmeisterschaft. Und sie ist verdammt schnell. Die IDM-Superbikes werden in der vielzitierten „Cathedral of Speed“ vom 16. bis 18.08.2024 Höchstgeschwindigkeiten von über 300 km/h erreichen. Zwei Rennen in der höchsten deutschen Straßenrennsportklasse stehen bei der fünften von sieben Saisonveranstaltungen auf dem Programm. Das Highlight wird getragen von jeweils zwei weiteren Läufen in den Klassen IDM Supersport und IDM Supersport 300. Ein weiteres Glanzlicht setzen die Rennen zur FIM Sidecar World Championship. Auf 4,54 Kilometern Rennstrecke mit zwölf Rechts – und sechs Linkskurven wird Motorradsport der Extraklasse geboten. Diverse Cup-Klassen runden das Programm ab, das Power und Abwechslung von morgens bis abends verspricht.

In der IDM Superbike liefern sich Ilya Mikhalchik (UKR/BMW) und Florian Alt (DEU/Honda) an der Spitze momentan einen Schlagabtausch. Vor einem Jahr hatte der Deutsche die jahrelange BMW-Dominanz gebrochen und den Titel in der höchsten Klasse für Honda geholt. Er will ihn verteidigen, das ist klar, doch momentan liegt er mit acht Punkten im Rückstand auf den Ukrainer. Erfahrungsgemäß läuft die BMW auf der Strecke in Assen schnell wie eine Granate und Mikhalchik hat vor einem Jahr beide Rennen gewonnen. Doch der 28-jährige Alt hat Hoffnung, das Blatt diesmal wenden und kontern zu können: „BMW war auf der Strecke schon immer stark, aber es gibt auch immer eine Chance, sie zu besiegen. Auch bei uns, also bei Honda, wurde im Hintergrund viel gearbeitet. Wir sind im Vergleich zum Vorjahr schneller und besser geworden. Ob es uns damit gelingt, am Sonntag die Meisterschaftsführung zurückzuholen, werden wir sehen.“

Während sich Mikhalchik und Alt von den Verfolgern abgesetzt haben, hängen Toni Finsterbusch mit 93 Punkten, Patrick Hobelsberger (92) und Jan-Ole Jähnig (89) dahinter wie Kletten. Das Brisante an der Konstellation ist: alle Drei sind BMW-Kollegen im sächsischen Team GERT56 und sollten sich im Kampf nicht gegenseitig ins Abseits befördern. Alle in der Meisterschaft vertretenen Marken haben mindestens einen Top-Ten-Fahrer positioniert. Ducati hat den italienischen Favoriten Lorenzo Zanetti im Köcher. Leandro Mercado aus Argentinien hält die Kawasaki-Fahne hoch und Thomas Gradinger aus Österreich ist der schnellste Yamaha-Fahrer.

In der IDM Supersport hat Andreas Kofler den Turbo eingelegt. Drei Siege und drei weitere Podiumsplätze haben den 19-jährigen Yamaha-Fahrer aus Österreich Flügel verliehen. Seine Mission: am Jahresende den Titel holen. Im Windschatten mit über 30 Punkten Rückstand bewegen sich Ducati-Fahrer Daniel Blin (POL) und Luca de Vleeschauwer (BEL) auf Triumph. Trotz seines Vorsprungs darf sich Kofler nicht in Sicherheit wiegen. De Vleeschauwer hat auch bereits zwei Rennen gewonnen und Blin kann ebenfalls Podiumserfolge vorweisen. Ein kleiner Fehler und alles ändert sich im dichtbesiedelten Haifischbecken in der IDM Supersport. Auf dem Schleizer Dreieck beispielsweise ging Kofler im ersten Rennen punktelos aus, weil er nach dem Rennabbruch nach mehreren Stürzen auf einer Ölspur nicht innerhalb der 5-Minuten-Frist samt Motorrad in der Boxengasse war. So schnell kann es gehen.

In der kleinen Nachwuchsklasse IDM Supersport 300 ist das Feld klein, aber oho. Hier hat der Däne Oliver Svendsen die Nase überlegen vorn. Seine Teamkollegen Jeffrey Buis (NLD) und Ruben Bijman (NLD) von Freudenberg KTM-PALIGO-Racing folgen mit Respektabstand. Das erfolgreiche Team aus Sachsen beschäftigt insgesamt fünf Fahrer, aber langweilig wird das nicht. Die Entscheidung zwischen Sieg und Niederlage fällt zwischen ihnen oft erst in der letzten Kurve und es handelt sich dabei um Tausendstelsekunden. Und vielleicht gelingt es ja Lokalmatador Dylan Czarkowski in Assen ein zweites Mal in diesem Jahr, die KTM-Meute wie schon auf dem Sachsenring mit seiner Yamaha zu besiegen? Im Rennsport ist nichts ausgeschlossen.

Nach fast zwei Monaten Sommerpause ist in Assen die FIM Sidecar World Championship wieder am Start. Der TT Circuit ist die Heimstrecke von Bennie Streuer. Der Weltmeister von 2015 erlebte bisher eine durchwachsene Saison und reist mit seinem deutschen Beifahrer Kevin Kölsch als WM-Sechster an. Der Name Streuer ist in den Niederlanden ein großer Begriff. Bennies Vater Egbert Streuer holte den WM-Titel drei Mal. Wie schlägt sich Bennie zu Hause? Die WM-Führung liegt in den Händen des schweizerisch-deutschen Gespanns Markus Schlosser/Luca Schmidt. Dahinter rangiert mit sieben Punkten Abstand die britisch-französische Paarung Harry Payne/Kevin Rousseau. Es folgen die britischen Brüder Sam und Tom Christie vor den Titelverteidigern Todd Ellis/Emmanuelle Clément (GBR/FRA). Der Kampf zwischen den Yamaha-angetriebenen Gespannen mit LCR- und ARS-Chassis geht für dieses Jahr in die letzte Runde im Rahmen der IDM. Die weiteren Rennen finden im Rahmen des Sidecar-Festivals im Oktober in Oschersleben statt. Das Finale im portugiesischen Estoril wird im November ausgetragen.

Viel Action erwartet die Fans bei der IDM-Runde in Assen. Es gibt kaum Zeit zum Luft holen, denn zwei Cup-Klassen beinhaltet das Programm noch obendrauf. Und nicht vergessen: Am Sonntag, dem 18. August 2024, findet um 10:00 Uhr der begehrte Pitwalk statt, bei dem von den Fahrern persönliche Autogramme geschrieben werden und Zeit für ein Selfie mit ihnen ist. Die IDM ist und bleibt trotz des extrem hohen sportlichen Levels eine Serie zum Anfassen. Die Eintrittspreise für das Motorrad-Event in Assen sind attraktiv: 5,00 Euro für den Trainings-Freitag, 25,00 Euro für den Samstag und 35,00 Euro für den Sonntag. Der Fahrerlager-Zutritt ist darin schon enthalten.