IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
Das große IDM-Finale in Hockenheim im Rückblick

Das große IDM-Finale in Hockenheim im Rückblick

Die Sieger der Saison 2024: Andreas Kofler (Österreich, IDM Supersport, Yamaha), Ilya Mikhalchik (IDM Superbike, Ukraine, BMW), Oliver Svendsen (IDM Supersport 300, Dänemark, KTM). Text: Anke Wieczorek; Fotos: Dino Eisele

Beim großen Saisonfinale in Hockenheim wurde am vergangenen Wochenende die Zielflagge in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) geschwenkt. Ilya Mikhalchik, Andreas Kofler und Oliver Svendsen stehen als Meister in den Klassen Superbike, Supersport und Supersport 300 fest. In sieben von der Motor Presse Stuttgart ausgerichteten Veranstaltungen kämpften Fahrer aus insgesamt 17 Ländern um Punkte. Das sportliche Niveau lag extrem hoch. Auch auf dem Hockenheimring ging es vor Tausenden von Fans im Fahrerlager und einer rappelvoll besetzten SACHS-Kurve noch einmal richtig zur Sache.

Jedes Rennen ist ein Spaß für ihn, hatte Ilya Mikhalchik (Champion-Alpha-Van Zon BMW) gesagt. Nach dem ersten Superbike-Lauf im Finale sah das anders aus. Florian Alt (Holzhauer Racing Promotion) war der Sieger. Zum Saisonende gelang es dem 28-jährigen Honda-Fahrer trotz eines lädierten Fingers noch einmal, die BMW-Armada in der Klasse zu durchbrechen und sich damit den Vizetitel zu sichern.

Mikhalchik überholte den Deutschen drei Mal in der Sachs-Kurve, doch der Engelskirchener war noch nicht fertig. Beim vierten Mal schlug er dem Ukrainer die Tür zu. Durch das Battle wurden allerdings beide langsamer und der herangerobbte Jan-Ole Jähnig (GERT56) nutzte die Chance, wieder um die Podiumsplätze mitspielen zu dürfen. Der Thüringer war schließlich an Alt dran und Mikhalchik an Jähnig. So war es auch nach 18 Runden über jeweils 3,629 Kilometer. Mikhalchik, der schon seit dem Nürburgring als neuer und nun vierfacher Meister der Topklasse feststeht, hatte am Ende keine Optionen mehr gefunden und war stocksauer.
Mikhalchik ließ es sich aber nicht nehmen, als vierfacher Titelgewinner den letzten Saisonsieg für sich zu beanspruchen. In den Händen der GERT56-Teamkollegen Toni Finsterbusch und Patrick Hobelsberger lag dagegen, was mit dem verbleibenden dritten Gesamtrang passiert. Vor dem Wochenende waren beide nur 11 Punkte auseinander. Das fand Hobelsberger, der die Saison mit einem Sieg begonnen hatte, gar nicht gut. Nach den Ambitionen, dieses Jahr Meister werden zu wollen, versuchte der 28-Jährige jetzt wenigstens den dritten Platz zu ergattern. Für Finsterbusch, der am Ende der Top Ten lag, sah es teilweise gar nicht gut aus. Hobelsberger fuhr zwar wie auch Jähnig aufs Podium, aber Finsterbusch wurde Achter und das reichte, um in der Gesamtwertung Rang drei zu sichern. Es handelte sich dabei um einen kleinen Punkt Vorsprung. In diesem Moment war er groß wie die Welt. Finsterbusch sowie auch Mikhalchik sind übrigens die einzigen Superbiker, die in der Saison 2024 in allen Rennen angekommen sind und gepunktet haben. Alle in der IDM Superbike vertreten Marken platzierten mindestens einen Fahrer in den Top Ten: Ilya Mikhalchik (BMW), Florian Alt (Honda), Lorenzo Zanetti (Ducati), Leandro Mercado (Kawasaki), Maximilian Kofler (Yamaha).

In der IDM Supersport wurde an allen Fronten gefeiert. Der Titelgewinn von Andreas Kofler (Yamalube Kofler Motorsport) war schon nach dem ersten Rennen geklärt. Der Österreicher ging mit der Yamaha auf Nummer Sicher, hielt sich vornehm zurück und machte mit einem sechsten Platz den Sack zu. Honda-Hoffnung Dirk Geiger (MCA Racing) und Yamaha-Stammbesetzung Twan Smits (Team Apreco) lieferten sich derweil einen herzhaften Schlagabtausch an der Spitze, bei dem jeder hoffte, dass er bis zum Ende ohne Sturz blieb. Mit 0,071 Sekunden Vorsprung gewann Geiger vor den Toren seiner Heimatstadt Mannheim das vorletzte Rennen der Saison. Er konnte den Triumph über die Linie retten. Es war zugleich der erste Honda-Sieg in der Klasse Supersport Next Generation. „Es ist einfach unbeschreiblich ein Heimrennen zu gewinnen“, war er anschließend von den Gefühlen übermannt. Dritter wurde der Belgier Luca de Vleeschauwer (MotoLife) auf Triumph.

Dass das zweite Rennen ein echter Kracher werden würde, war voraussehbar, zumal dann Meister Kofler mit Sicherheit nochmal ans Limit gehen würde und die Tabellenplätze noch nicht unter Dach und Fach waren. Kofler präsentierte sich im letzten Supersport-Rennen des Jahres auch wirklich dort, wo er am liebsten ist: vorn. Der Kampf um die nachfolgenden Plätze wurde zu einer Zerreißprobe für die Nerven. Zu Beginn des Rennens gab es einen Zwischenfall. An der Yamaha von Lennox Lehmann (Yamalube Kofler Motorsport) platzte der Ölkühlerschlauch. De Vleeschauwer und Filip Feigl (Genius Racing) stürzten. Rennabbruch. Das Problem für de Vleeschauwer und Feigl: Sie mussten samt ihrer Bikes innerhalb von fünf Minuten zurück in der Box sein, um beim zweiten Anlauf auf der gereinigten Strecke dabei sein zu dürfen. So verlangt es das Reglement. Geschafft. Es war ein Rechenexempel, was nach dem zweiten Anlauf vor sich ging. De Vleeschauwer wurde ein paar Plätze nach hinten geschickt und war auf dem besten Weg, die Vizemeisterschaft zu verlieren. Aber Meister Kofler setzte vorne noch einen drauf und gewann das Rennen mit einer Zehntelsekunde vor Geiger und Smits. De Vleeschauwer kam als Achter ins Ziel, gönnte sich erst einmal einen großen Schluck Bier, und hatte dank der Konstellation an der Spitze noch 4,5 Punkte Vorsprung vor Geiger, der damit Gesamt-Dritter wurde. Zum ersten Mal Punkte in beiden Rennen gab es für Till Belczykowski (LJ Racing) auf der MV Agusta. Luca de Vleeschauwer, Dirk Geiger und Filip Feigl kamen in allen Rennen der Saison ins Ziel und holten Punkte. Andreas Kofler hat die meisten Siege errungen, insgesamt fünf.

In der Nachwuchsklasse IDM Supersport 300 war die Titelentscheidung bereits am Samstagnachmittag gefallen. Der Däne Oliver Svendsen (Freudenberg KTM-Paligo Racing) hatte seine Konkurrenten im Griff und sicherte sich im ersten Lauf des Saisonfinales mit einem dritten Platz seinen ersten IDM-Titel.

Den Rennsieg holte sich Phillip Tonn, während sein Teamkollege Ruben Bijman (beide Freudenberg KTM-Paligo Racing) zum achten Mal in Folge Zweiter wurde. Seit dem IDM-Wochenende in Schleiz stand der neue Vize-Meister konstant auf dem zweiten Platz, doch der ersehnte Sieg blieb ihm stets verwehrt – bis zum finalen Rennen am Sonntag, an dem er auf den letzten Metern vor Oliver Svendsen und den Yamaha-Piloten Dylan Czarkowski (Racing DC) gewann. Mit fünf Fahrern in der Meisterschaft sicherte sich das Team Freudenberg KTM-Paligo Racing zudem den Titel in der Markenwertung.
Oliver Svendsen könnte der letzte Champion der IDM Supersport 300 sein. Ab der kommenden Saison wird die Klasse aller Voraussicht nach durch die neue IDM Sportbike ersetzt. Die Supersport 300-Klasse wird nur dann fortgeführt, wenn sich genügend Teilnehmer finden.