IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
FIM Sidecar:  „Als Zuschauer hin, als WM-Führender zurück“

FIM Sidecar: „Als Zuschauer hin, als WM-Führender zurück“

Ob und wie es bei Markus Schlosser (rechts) und Luca Schmidt weitergeht, steht in den Sternen. Aus Zuschauer und Spaßsuchendem wurden WM-Führende. Text: Anke Wieczorek, Fotos: M. Schmidt

Luca Schmidt war als Kind ein richtig guter Schachspieler und nahm sogar an den Landesmeisterschaften teil. Festgebissen hat er sich aber an der Sidecar-Szene. Gestern hat der 20-jährige Beifahrer aus Zeulenroda im Boot des Schweizers Markus Schlossers nicht nur einen weiteren WM-Sieg geholt, sondern auch gemeinsam mit ihm in Le Mans die WM-Führung übernommen. Eine glückliche Fügung, aber auch eine gewisse Brisanz mit Blick in die Zukunft lässt sich nicht abstreiten. Wir haben nach dem WM-Auftakt mit Schmidt gesprochen.

Du fährst normalerweise mit Patrick Werkstetter im Team Sattler Motorsport. Was ist passiert?
„Meine Mutter hatte mich letzte Woche nach der Nachtschicht von der Arbeit abgeholt und wir sind direkt von der Tankstelle in Schleiz, an der ich arbeite, nach Le Mans gefahren. Wir sind in einem Rutsch durchgefahren und haben 16 Stunden gebraucht. Irgendwann hat mich mein Fahrer Patrick angerufen und gesagt, er kommt nicht. Er hatte einen Magen-Darm-Virus. Ich habe erst gedacht, so schlimm wird es wohl nicht sein, dass er nicht fahren kann, aber bei ihm kam es oben und unten raus. Wir waren zu dem Zeitpunkt schon auf der Höhe von Paris und bis Le Mans waren es nur noch knapp 200 Kilometer. Da haben wir beschlossen weiterzufahren und uns den WM-Auftakt wenigstens als Zuschauer anzusehen.“

Das war im Nachhinein eine gute Entscheidung. Aber konntest Du einfach so zu Markus Schlosser ins Team und Boot wechseln?
„Bei Markus war Marcel Fries als Beifahrer ausgestiegen. Von meinem Teamchef Josef Sattler gab es für mich eine Freigabe. Und ich habe Patrick angerufen. Er hat mir viel Glück und Spaß gewünscht. Meine drei Kombis hatte ich ja wie immer dabei.“

Was machst Du, wenn Markus Schlosser bei Dir für den WM-Lauf auf dem Sachsenring in zwei Wochen anfragt?
„Weiß ich nicht. Da bin ich überfordert. Ich bin als Zuschauer nach Le Mans gekommen und als WM-Führender weggefahren. Markus war eigentlich zum Spaß hingekommen und hatte sich überhaupt keine Gedanken über eine komplette Saison gemacht, geschweige denn Sponsoren. Da stand bisher überhaupt nichts zur Debatte.“

Du bist im Team Sattler Motorsport zu Hause. Was bedeutet Dir das?
„Da gibt es eine sehr enge Beziehung. Seit vier Jahren fahre ich für das Team und Sepp ist wie ein Opa für mich, den ich nie hatte. Ich bin der „Bua“ für ihn. Ich fahre in dem Team, ohne eigenes Geld mitbringen zu müssen.“

Die kleine „11“ ist mitgefahren. Die Erinnerung an den verunglückten IDM Supersport-Fahrer Troy Beinlich aus Schmidts Region war beim Triumphzug dabei.