Nach sechs Jahren in der 300er-Klasse ist es für Lennox Lehmann an der Zeit, das Terrain zu wechseln. Der Trend geht in Richtung IDM Supersport. Vorausgesetzt, er ist nach seinem Unfall in Aragon wieder topfit. Der 18-Jährige arbeitet daran.
Lennox Lehmann, der immer zu Scherzen aufgelegt ist und meistens übers ganze Gesicht grinst, war das Lachen im September des vergangenen Jahres vergangen. Beim Supersport 300-WM-Rennen in Aragon war er am 23. September von einem ausgerutschten Spanier abgeräumt worden. Anschließend krachte der damals 17-jährige Dresdner in eine Werbetafel, die vor einem Reifenstapel aufgebaut war. Lehmann erlitt schwere Verletzungen und wurde mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen.
Jetzt, knapp vier Monate später, ist fast alles verheilt. Den gebrochenen Oberschenkel zieren ein Marknagel und drei Schrauben. Im Rücken stützen zwei Stangen und laut Lehmann „zehn oder zwölf Schrauben“ die Wirbel. Der siebte und achte Brustwirbel waren bei dem Sturz gebrochen, der achte wurde teilweise sogar zerquetscht.
Mit seinen Metallteilen im Körper kommt sich Lehmann manchmal vor wie der Terminator persönlich. Trotzdem wird der Sachse in zwei Wochen wieder auf dem Motorrad sitzen. In Spanien probiert er auf einem Pitbike aus, was körperlich schon möglich ist. „Vom Krankenhaus habe ich das „Go“ bekommen, dass nichts mehr passieren kann, wenn ich jetzt nochmal drauf fliege“, so Lehmann unbekümmert.
Der geplante Umstieg in die IDM Supersport kommt nach sechs Jahren in der 300er-Klasse nicht überstürzt. Dort war er in seiner ersten Saison auf KTM gleich Meister geworden, obwohl er keinen einzigen Sieg holte. 2021 verteidigte Lehmann seinen Titel im Freudenberg Racing Team und gewann dabei drei Rennen. Überragend war sein WM-Sieg in Most 2023, als er 21 Gegner überholte. Jetzt braucht er eine neue Herausforderung, zumal der 176 cm große Athlet zuletzt große Einschränkungen in Kauf nehmen musste, um mithalten zu können. Er erzählt: „Ich war zum Beispiel die ganze Zeit auf Diät und dadurch oft gereizt.“
In der größeren Supersportklasse will er sich zwei Jahre Zeit geben. Entweder fluppt dann alles mit einer professionellen Karriere in Richtung Supersport-WM, Moto2 oder Superbike-WM, oder der Rennsport spielt nicht mehr die Hauptrolle in Lehmanns Leben.