Die WM-Pokale standen bei Harry Payne und Kevin Rousseau schon sicher im Regal. Nun müssen sie wieder zurückgegeben werden – und mit ihnen der WM-Titel 2025. Anfang der Woche hat die FIM bekanntgegeben, dass das Team Steinhausen Racing für das Saisonfinale in Oschersleben nachträglich disqualifiziert wird. Die dort eingefahrenen Punkte werden aberkannt, wodurch Payne und Rousseau ihren bereits gefeierten zweiten Weltmeistertitel verlieren. Die Briten Sam und Tom Christie (Hannafin Racing) sind nun die neuen Weltmeister.
Technische Prüfungen bringen die Wende
Was sportlich längst entschieden schien, ging technisch erst hinter den Kulissen richtig los. Auslöser war ein möglicher Verstoß gegen das technische Reglement, der in den Wochen nach dem Saisonfinale in Italien gründlich untersucht wurde.
Bei der technischen Kontrolle nach dem zweiten Rennen wurden auch die Nockenwellen des Steinhausen-Gespanns überprüft. Dabei fiel auf, dass sie optisch von den offiziellen Referenzteilen abwichen. Gemäß Artikel 2.3.4 des Technischen Reglements („Die Bearbeitung von Bauteilen ist nur dann erlaubt, wenn sie in den folgenden Vorschriften ausdrücklich gestattet ist“) musste demnach geklärt werden, ob diese Abweichung durch eine bloße Reinigung oder durch eine unzulässige Bearbeitung entstanden war. Vor Ort ließ sich das nicht eindeutig feststellen.
Untersuchung in Padua und juristische Aufarbeitung
Um Klarheit zu schaffen, wurde die Nockenwelle für eine detaillierte Untersuchung an die Universität Padua geschickt, wo Vergleichsmessungen mit einem Referenzteil durchgeführt wurden. Laut Bericht erhielt das Steinhausen Racing Team zudem die Möglichkeit, Fragen zum Prüfverfahren zu stellen und sich selbst auch zu äußern.
Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse sowie nach den Anhörungen entschied die Jury schließlich, dass das Gespann des Teams Steinhausen Racing in Oschersleben nicht den technischen Vorschriften der FIM-Weltmeisterschaft entsprach. Da der Motor vor Beginn des Rennwochenendes versiegelt und erst nach dem zweiten Rennen wieder geöffnet wurde, wurde Steinhausen Racing aus allen Ergebnissen des gesamten Events ausgeschlossen.
Das Team hat nun zwar die Möglichkeit, beim Internationalen Berufungsgericht (CAI) Einspruch gegen die Entscheidung einzulegen. Die Disqualifikation wurde bereits offiziell veröffentlicht und in die Meisterschaftswertung eingetragen.
Folgen für die WM-Gesamtwertung
Die Entscheidung betrifft nicht nur das Team, sondern auch die bis dahin als Weltmeister geführten Fahrer Harry Payne und Kevin Rousseau als auch die gesamte Gesamtwertung. Die in Oschersleben erzielten 38 Punkte werden vollständig gestrichen, wodurch Payne und Rousseau von 278 auf 240 Punkte zurückfallen.
In der neuen Endabrechnung rutschen Payne/Rousseau somit auf Rang drei, während Markus Schlosser und Luca Schmidt (Team Schlosser) mit 244 Punkten auf den zweiten Platz vorrücken und damit Vize-Weltmeister sind. Sam und Tom Christie übernehmen mit 248 Punkten die Führung und sind somit die neuen Weltmeister 2025. Für das britischen Brüderpaar ist es ihr erster Titelgewinn, wenn auch auf ungewöhnlichem Weg und erst nach Abschluss der Saison.

