IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM 2025: Wechsel an der Spitze und Strafmandate

IDM 2025: Wechsel an der Spitze und Strafmandate

Lukas Tulovic hat auf dem TT Circuit Assen die Führung in der IDM Superbike-Wertung übernommen. Text: Anke Wieczorek; Fotos: IDM; Dino Eisele, Michael Praschak

Die IDM-Sommerpause ist beendet. Am vergangenen Wochenende ist die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft auf die Rennstrecke zurückgekehrt. Auf dem TT Circuit Assen gab es Entscheidungen, die im Endspurt der Serie für eine völlig neue Ausgangslage in den einzelnen Klassen sorgen.

IDM Superbike: Tulovic übernimmt die Tabellenführung

In den Niederlanden nahm Lukas Tulovic (Triple M Racing Ducati Frankfurt) im ersten Superbike-Rennen dem bisherigen Spitzenreiter Florian Alt (Holzhauer Racing Promotion) die Führung in der Gesamtwertung ab und baute diese im zweiten Lauf weiter aus. Zusätzlich ließ der 25-jährige Deutsche einmal den routinierten Superbike-WM-Zwölften Dominique Aegerter hinter sich, der am Wochenende die Yamaha des verletzten SWPN-Stammfahrers Jan Mohr übernommen hatte und beeindruckend schnell um den Kurs jagte.

„Jeder, der einmal in die Situation kommt, so Motorrad zu fahren, so zu fliegen, so zu schweben, so in einer anderen Welt zu sein, dem gönne ich es. Ich wünsche es jedem, einmal im Leben so zu fühlen, wie ich mich gerade draußen im Rennen gefühlt habe. Ich habe es einfach nur genossen. Phänomenal“, gab Tulo überwältigt zu Protokoll. Für den Ducati-Fahrer war das vielleicht ein sehr wichtiges Wochenende in seiner Karriere. Er macht keinen Hehl daraus, nächstes Jahr in der Superbike-Weltmeisterschaft fahren zu wollen. Dem IDM Superbike-Titel ist er in Assen ein großes Stück näher gekommen, aber das Thema ist noch nicht beendet. Honda-Aushängeschild Florian Alt hat zwar 15 Punkte Rückstand, aber bis zum Saisonende sind noch weitere 100 Punkte zu vergeben. Alt kam auf dem TT Circuit nicht aufs Podium, sondern musste als Vierter den Argentinier Leandro Mercado (Masteroil Alpha Van Zon BMW) beziehungsweise dessen Teamkollegen Bálint Kovács den Vortritt lassen.

IDM Supersport: Erster Sieg für den Schweizer Marcel Brenner

In der IDM Supersport teilten sich Titelverteidiger Andreas Kofler (Yamalube Motorsport Kofler) und der Schweizer Marcel Brenner (MotoLife) die Siege. Im ersten Rennen machte eine Fünfergruppe die Entscheidung unter sich aus. Als der führende Honda-Favorit Dirk Geiger (MCA Racing) in der letzten Runde einen folgeschweren Fehler beging, stauten sich die Gegner auf. Der Deutsche selbst wusste nur einen Ausweg, um nicht zu stürzen. Er rumpelte über die letzte Schikane. Es war klar: Diese Aktion würde die Rennleitung nicht hinnehmen. Geiger bekam eine 0,5-Sekunden-Strafe. Das warf den gebürtigen Mannheimer auf den dritten Platz zurück. Der Sieger hieß Kofler. Er hatte die Gunst der Stunde genutzt: „Ich habe gesehen, dass vier Leute auf dieselbe Stelle wollten. Ich bin einfach durchgefahren und es hat geklappt.“

Nachdem Domi Aegerter seinen Premieren-Sieg in der IDM Superbike geholt hatte, zog Eidgenosse Marcel Brenner im zweiten Lauf der kleineren IDM Supersport nach. Wegen einsetzendem Regen war das Rennen vorzeitig abgebrochen worden. Brenner konnte sein Glück über den erstmaligen Triumph kaum fassen. Kofler und Luca de Vleeschauwer (Track and Trades Wixx Racing) komplettierten das Podium. Oder: Zwei Ducati und eine Yamaha. Oder: ein Schweizer, ein Österreicher und ein Belgier. Titelfavorit Geiger gratulierte, war aber wenig erfreut über den Ausgang des Sonntags, denn er, der größte Konkurrent von Titelverteidiger Kofler, hat in der Gesamtwertung weiter an Boden verloren.

IDM Sportbike: Zwei neue Sieger und harte Strafen

In der IDM Sportbike überschlugen sich die Ereignisse. Der fünffache Sieger Oliver Svendsen vom Triumph Germany Racing Team stiefelte mit Orthese durchs Fahrerlager. Er war zu Hause bei einem Event in Dänemark Motorrad gefahren und dabei gestürzt. Die Folge: Schien- und Wadenbeinbruch links. Folglich war der 21-Jährige als Zuschauer unterwegs. Der erste Lauf endete mit einem Suzuki-Sieg des niederländischen Gastfahrers Kas Beekmans. Iñigo Iglesias (Wematik Racing by RT Motorsport) kassierte als Zweiter trotzdem die volle Punktzahl in der Meisterschaft, denn Gäste werden nicht gewertet.

Theoretisch hätten Iglesias deshalb im zweiten Lauf erneut 25 Punkte zugestanden, aber im Nachhinein hagelte es Strafen. Acht von 16 Fahrern hatten das Regenlicht nicht eingeschaltet. Für sie ging es jeweils drei Plätze nach hinten. Davon profitierte Korbinian Brandl (AK Racing Team). Für ihn war es der erste Podiumsplatz überhaupt. Gleichzeitig war es der erste Sieg für eine Aprilia RS 660 in der Sportbike-Klasse. In der Gesamtwertung hat Iglesias aufgeholt. Es bleibt spannend: Der Spanier hat jetzt genauso viel Punkte wie Dauerrivale Svendsen auf dem Meisterschaftskonto.

Rahmenrennen mit Würze

In der FIM Sidecar World Championship gibt es mit Harry Payne/Kevin Rousseau einen neuen Spitzenreiter, denn das Steinhausen-Team gewann beide Rennen. Der bisherige Tabellenführer Markus Schlosser aus der Schweiz und sein deutscher Beifahrer Luca Schmidt kämpften mit der Elektronik am Gespann, betrieben mit zwei vierten Plätzen Schadensbegrenzung und rutschten auf den dritten Platz ab. In der Wertung geht es so eng zu, dass auch noch das britische Brüderpaar Sam Christie/Tom Christie an Schlosser vorbeizog.

Mit zwei weiteren Cups im Rahmenprogramm hatte die IDM in Assen noch mehr Anziehungspunkte zu bieten. „Ich denke, das war eine sehr gelungene Veranstaltung. Durch die Vielfalt der Marken an der Spitze in den einzelnen Prädikatsklassen ist eine besondere Spannung gegeben. Auf den Tribünen saßen mehr Fans als je zuvor“, fasst Serienmanager Normann Broy zusammen. Schon in zwei Wochen geht es weiter. Vom 5. bis 7. September 2025 gastiert die IDM auf dem legendären Nürburgring.