Lukas Tulovic bricht in der IDM Superbike einen Rekord nach dem anderen. Doch im ersten Rennen im tschechischen Most musste der Bayer vom Team Triple M Racing Ducati Frankfurt einen Dämpfer in der Erfolgsstory einstecken. Mit Hannes Soomer (Masteroil Alpha Van Zon BMW) gewann nämlich ausgerechnet der Kontrahent, dem Tulo eigentlich die Führung hatte wegnehmen wollen. Und Florian Alt (Holzhauer Racing Promotion) kam auf der einzigen Honda im Feld auch noch vor dem 25-jährigen Panigale V4R-Fahrer ins Ziel.
32 Grad im Schatten und 45 Grad auf dem Asphalt
Der Planet Sonne tat sein Bestes, um eine Hitzeschlacht ins Leben zu rufen. Zur Mittagszeit zeigte das Thermometer im Autodrom Most 32 Grad an. Der Asphalt wurde mit 45 Grad gemessen. Viele Superbiker verwendeten statt des klassischen SC1 von Pirelli den neuen Developmentreifen. Der D922 Prototypreifen kommt gut an. Auf einer langen Distanz wie die 16 Runden über jeweils 4,212 Kilometer hatte ihn noch niemand ausprobiert, aber es war ohnehin klar, dass mit den Ressourcen gehaushaltet werden müssen.
Was in den 16 Runden an der Spitze passierte, ging wirklich an die Nerven. Tulovic, der im warm-up mit der Ducati Panigale V4R von der Strecke gerutscht war, legte am Start wie angestochen los. Allerdings presste sich Soomer nur wenige Meter später an ihm vorbei. Für den Esten auf der BMW war sonnenklar, dass er die Führung in der Meisterschaft nicht freiwillig an Tulo abgeben würde. Es ging um einen einzigen Punkt, der die beiden trennte.
Als auch der Argentinier Tati Mercado (Masteroil Alpha Van Zon BMW) noch an Tulo vorbeizog, wurde es diesem zu bunt. Soomer befand sich bald wieder im Clinch mit Tulo und Alt hatte Mercado aufs Korn genommen. Toni Finsterbusch (GERT56 by RS Speedbikes) Lorenzo Zanetti (Triple M Ducati Frankfurt), Jan-Ole Jähnig (GERT56 by RS Speedbikes) folgten mit einem Abstand, der jegliche Annährung an die vorderen Protagonisten ausschloss. Wobei Finsterbusch auf der Bremse so stark wie kein anderer Fahrer war.
Tulovic macht auf der Ducati Fehler
In der achten Runde, also genau nach der Hälfte des Rennens, hatten sich die Kämpfe so zugespitzt, dass es kein Halten mehr gab. Tulo führte. Soomer lenkte das Vorderrad seiner BMW von außen in die Kurve an Tulovic vorbei. Soomer fuhr Linien, die sonst keiner fährt. Tulo war fassungslos und schaute ungläubig auf das, was neben ihm auftauchte. Und er schlug zurück. Ein kleiner Fauxpass ließ die Lücke zum Verfolger noch mehr schmelzen und bestätigte, dass Tulo doch nicht fehlerfrei ist. Nach der Hammerrunde in der Superpole 2 hatten viele gedacht, der 25-Jährige kommt von einem anderen Stern.
Mercado musste zurückstecken. Alt hatte das Messer zwischen den Zähnen und es tatsächlich an die Spitze geschafft – und dann wieder zurück hinter Soomer, der mit seinen Bodychecks für Gänsehautmomente sorgte. Tulo hatte Bockmist eingebaut und war auf den dritten Platz zurückgefallen. In den letzten Runden sah es nicht danach aus, als ob er noch einmal nach vorn kommt. Mit Platz nach vorne und hinten wurde er Dritter. Auf abbauende Reifen angesprochen, winkte Tulo ab: „Das ist nicht die Ausrede. Das haben alle anderen auch. Es war eine Sache des Setups. Ich habe in der Kurve nicht den Scheitelpunkt treffen können.“
Finish mit 0,059 Sekunden Vorsprung für Soomer
Auf der Start-Ziel-Linie entschied sich, wer das Rennen gewinnt: Es war Soomer mit dem hauchdünnen Vorsprung von 0,059 Sekunden. Wahnsinn. Soomer musste sich die Augen reiben und war völlig begeistert, wie das Rennen gelaufen ist. „Zweimal bin ich fast gestürzt“, gab er zu, aber ansonsten war es sein bevorzugter Style. Der Este ist nicht gerade zimperlich beim Überholen, aber dennoch immer fair. Es ging hin und her und vor und zurück auf höchsten Niveau. Und die Tabellenführung hat Soomer immer noch inne. Das war der Plan.
Für Florian Alt ist der Titelkampf trotz des durchwachsenen Saisonauftakts mit einer Nullrunde in Oschersleben auch noch nicht gegessen. „Wir haben gezeigt, dass wir es in der Hitze echt gut drauf und weniger Drop haben.“
Bei der GERT56-Mannschaft hatte man gehofft, Jan-Ole Jähnig auf dem Podium zu sehen. Der Thüringer war ambitioniert aus der zweite Reihe gestartet. „Das war vielleicht das Problem“, meint Technik-Spezi Ronny Schlieder. „In der Superpole 2 hat er keine perfekte Runde gekriegt, es war immer Verkehr auf der Strecke. JO hat es immer wieder versucht, hätte aber an die Box kommen müssen, Luft holen, Luftdruck prüfen lassen und dann wieder raus. Das wäre vielleicht besser gewesen.“
IDM Superbike, Rennen 1
1. Hannes SOOMER (EST), BMW
2. Florian ALT (DEU), Honda
3. Lukas TULOVIC (DEU), Ducati
4. Toni FINSTERBUSCH (DEU), BMW
5. Leandro MERCADO (ARG), BMW
6. Lorenzo ZANETTI (ITA), Ducati)
7. Jan-Ole JÄHNIG (DEU), BMW
8. Twan SMITS (NLD), Yamaha
9. Maximilian KOFLER (AUT), Yamaha
10.Martin VUGRINEC (CRO), Kawasaki
11.Soma GÖRBE (HUN), BMW
12.Kevin ORGIS (DEU), HUN
13.Sandro WAGNER (DEU), BMW
14.Marco FETZ (DEU), BMW
15.Leon ORGIS (DEU), BMW