Es ist vollbracht. Florian Alt hat im ersten IDM Superbike-Rennen auf dem Schleizer Dreieck seinen ersten Saisonsieg geholt. Der 29-jährige Westfale ist der einzige Honda-Fahrer in Deutschlands höchster Motorradklasse. Ihm folgten Lukas Tulovic und Leandro „Tati“ Mercado aufs Podium.
Die Voraussetzungen für einen „normalen“ Superbike-Lauf waren denkbar ungünstig. Die Start-Ziel-Linie war nach einem ordentlichen Regenguss komplett nass. Andere Stellen trockneten gerade ab. „Wenn wir noch zehn Minuten warten, würden wir alle auf Slicks fahren“, meinte Florian Alt (Holzhauer Racing Promotion). Er ist der Meister von 2023 und zugleich Vize des letzten Jahres.
Das Wetter pendelte entlang der ältesten Naturrennstrecke Deutschlands zwischen Sonnenbrillen-Feeling und Regencape-Stimmung. Jan-Ole Jähnig (GERT56 by RS Speedbikes), der sich im Qualifying die Pole Position geholt hatte, war hin- und hergerissen. „Die Pole wollen wir heute mal nicht überbewerten. Wir haben völlig neue Bedingungen.“
Es gab zwei Einführungsrunden, wobei jeder Fahrer auf den andern schaute, um sich zu orientieren. Von den Top-Teams wechselten Jan-Ole Jähnig, Florian Alt, Tati Mercado (Masteroil Alpha Van Zon BMW), Lorenzo Zanetti und Lukas Tulovic (Triple M Racing Ducati Frankfurt) noch in Windeseile von Regenreifen auf Slicks. Die optimale Reifenwahl war eine riskante Entscheidung für alle Fahrer im Feld. Es stellte sich die Frage: Wie lange hält ein Regenreifen im Trockenen und trocknet die Strecke überhaupt ab? Das Wetter konnte in alle Richtungen gehen.
Das Verhältnis musste irgendwann kippen
Aus der ersten Runde kam Auftaktsieger Hannes Soomer (Masteroil Alpha Van Zon BMW) in Führung liegend zurück. Leon Orgis (ORM Racing Team), Toni Finsterbusch (GERT56 by RS Speedbikes), Bálint Kovács (Masteroil Alpha Van Zon BMW), Kevin Orgis, Milan Merckelbagh (Masteroil Alpha Van Zon BMW), Soma Görbe und Martin Vugrinec (Skach Motors Kawasaki Racing) folgten wie am Schnürchen. Florian Alt und seine Slick-Kameraden tauchten erst ab P16 auf. Alt war der Schnellste von ihnen, aber der Abstand zur Gruppe mit den Regenreifen vergrößerte sich zusehends und betrug bald über eine halbe Minute. Aber die Strecke trocknete immer weiter ab und schließlich kippte das Verhältnis. Ab der neunten Runde flogen Alt und Tulovic förmlich durchs Feld. Im neunten Umlauf wurde Alt bereits auf P6 und Tulo auf P9 gesichtet. Und in dem Tempo ging es weiter.
Ab Runde 15 lag Alt bravourös in Führung. Tulo tauchte als Zweiter auf und Auftaktsieger Soomer als Dritter. Doch der kernige Este wurde zum Schluss noch von seinem Teamkollegen Tati Mercado geschnupft. Leandro Zanetti war in die Wiese gestürzt.
Nach 17 Runden hatte Florian Alt eine Glanzleistung in seinem zweiten Wohnzimmer vollbracht. Weder Ducati und auch nicht die komplette BMW-Flotte hatten den Honda-Fahrer einbremsen können. Als Ehemann einer Einheimischen siegte er – mit neuem Selbstvertrauen ausgerüstet – mit 6,117 Sekunden Vorsprung. „Ich wusste, dass der Punkt kommt, an dem wir mit Slicks im Vorteil sind. Mein Team hat mir an der Boxenmauer in der zehnten Runde einen Rückstand von 34 Sekunden angezeigt. Ich wusste, dass ich zehn Sekunden schneller fahren kann, wenn die Zeit gekommen ist“, resümierte der blonde Hüne in der roten Lederkombi bei der Siegerehrung und wurde noch ganz emotional, als er sagte: „Den Sieg widme ich Schleiz und meiner wunderschönen Traumfrau Kimberly. Ich bin froh, dass ich Dich geheiratet habe.“
Tulo war nicht ganz so amüsiert, musste sich aber mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Mercado wiederum strahlte. Der BMW-Neuzugang aus Argentinien ist gleich bei der zweiten Veranstaltung auf dem Podium angekommen. Teamchef Werner Daemen war glücklich, dass Tati im Reifenchaos alles richtig gemacht hatte. Die Pokale in der Superbike-Klasse übergab auf dem Schleizer Dreieck der Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow. Er war zuvor auch jahrelang der Ministerpräsident des Freistaates Thüringen.
Ergebnis IDM Superbike, Rennen 1:
1. Florian ALT (DEU), Honda
2. Lukas TULOVIC (DEU), Ducati
3. Leandro MERCADO (ARG), BMW
4. Hannes SOOMER (EST), BMW
5. Toni FINSTERBUSCH (DEU), BMW
6. Milan MERCKELBAGH (NLD), BMW
7. Bálint KOVÁCS (HUN), BMW
8. Kevin ORGIS (DEU), BMW
9. Jan-Ole JÄHNIG (DEU), BMW
10.Soma GÖRBE (HUN), BMW
11.Leon ORGIS (DEU), BMW
12.Twan SMITS (NLD), Yamaha
13.Jan MOHR (AUT), Yamaha
14.Martin VUGRINEC (CRO), Kawasaki
15.Marco FETZ (DEU), BMW