IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM SBK: Leon Franz hat keine einzige Minute bereut

IDM SBK: Leon Franz hat keine einzige Minute bereut

Letzte Ausfahrt Hockenheim. Für Leon Franz spielt jetzt die Familie die Hauptrolle, aber zuvor hat er sich einen Traum erfüllt. Text: Anke Wieczorek, Fotos: Dino Eisele

Alles hat ihm brutal viel abverlangt. Er hat sich den Finger und eine Rippe gebrochen. Er ist ans Limit gegangen. Dennoch: Mit seinem Superbike Einstieg in der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft (IDM) hat sich Leon Franz einen Lebenstraum erfüllt.

Matteo nuckelt an der Flasche und gähnt zwischendurch mit weit aufgerissenem Mund. Leon Franz hält seinen jüngsten Nachwuchs behutsam im Arm. Der kleine Junior ist der Grund, weshalb sein Vater den Rennsport zurückfährt und 2025 nicht auf der Superbike-Starterliste steht. Mit einem Kind, Mila wird demnächst drei Jahre alt, war das alles noch halbwegs zu stemmen. Doch jetzt will sich der 29-jährige, der mit seiner Ehefrau Maria und den beiden Kindern etwa 50 Kilometer südlich von Bremen entfernt wohnt, der Familie widmen. Es wäre durchaus möglich gewesen, dass Matteo sogar noch beim IDM-Finale auf dem Hockenheimring zur Welt gekommen wäre. „Wir hatten alles dabei. Die Tasche war gepackt“, berichtet Franz. Aber schließlich hat sich das Baby noch gute zwei Wochen Zeit für den großen Augenblick genommen.

Für Leon Franz endete im badischen Motodrom ein Kapitel, an das er sich ewig erinnern wird und von dem er noch lange erzählen kann. Er ist zwei Jahre im Team MG RaceTec in Deutschlands höchster Motorradklasse gefahren. „Schon vor zehn Jahren, als ich mit dem Rennsport angefangen habe, wollte ich immer in der IDM fahren. Irgendwann bin ich im Pro Superstock Cup gelandet, aber auch an dem Punkt, wo ich mich gefragt habe, mache ich jetzt weiter oder nicht“, berichtet BMW M 1000 RR-Treiber Franz mit einem lächelnden und einem weinenden Auge. „Finanziell war der Aufstieg in die IDM Superbike nicht mehr der Riesenschritt. Dadurch, dass das Interesse der Sponsoren größer war, konnte ich das kompensieren. Für mich ist durch die Teilnahme ein Traum wahr geworden. Ich habe Fortschritte gemacht und mich auch persönlich entwickelt. Jeder, der mal den Schritt gewagt hat, ist mit seiner Aufgabe gewachsen.“

Die IDM Superbike habe ihm brutal viel abverlangt, er habe sich mehr oder weniger schwer verletzt und dennoch sei es „absolut geil“ gewesen. „Ich habe den Rennzirkus genossen. Dazu gehört auch die Startaufstellung und dass man beim Pitwalk ganz vorne steht und Autogramme schreibt“ erzählt der Angestellte aus dem Bremer Werk von Mercedes-Benz.

Franz kann damit leben, in den zwei Jahren keinen einzigen Meisterschaftspunkt geholt zu haben. „Das war ein Wunsch, aber die Realität hat Grenzen. In den Top-Teams ist ein hochkarätiges Starterfeld vertreten, das aus der ganzen Welt kommt. Da sind echte Kaliber dabei. Wenn Du mit meinen Möglichkeiten in die Top 20 fahren kannst, ist das super. Wenn Du einen Punkt bekommst, kannst Du Dich wie ein König fühlen. Obwohl ich keinen einzigen gewonnen habe, habe ich meine Zeit in der IDM Superbike aber nicht eine einzige Minute bereut.“