Das Finale zur FIM Superside World Championship am heutigen Sonntag war nichts für schwache Nerven. Es war ein gigantisches Spektakel, was auf dem Circuito do Estoril in Portugal geboten wurde. Am Ende entschieden 0,053 Sekunden darüber, dass der WM-Titel an Harry Payne/Kevin Rousseau (Steinhausen Racing) ging und Markus Schlosser/Luca Schmidt (Guistol Sidecar Racing) als Vize nach Hause fahren.
Mit einem Sieg und zugleich dem Weltmeistertitel beendeten Harry Payne/Kevin Rousseau die Saison 2024. Es ist die erste WM-Krone in der Karriere der britisch-französischen Besatzung, die in einem deutschen Team fährt. Nach der Ziellinie gab es für die Beiden kein Halten mehr. Rousseau sprang aus dem Boot und fiel seinem Fahrer um den Hals. In der Box wurden im Team wie schon des Öfteren die lockigen Perücken in grellem Pink auf den Köpfen übergestülpt. Die Startnummer „45“ am Gespann wurde mit einer goldenen „1“ überklebt. Der Rummel war perfekt.
Als WM-Leader waren Schlosser/Schmidt mit einem Vorsprung von sieben Punkten und großen Titelambitionen nach Portugal gekommen. Doch Payne/Rousseau ließen nach dem Gewinn der Pole Position auch im heutigen warm-up durchblicken, dass auch sie als einzige Verfolger ihre Chancen auf die WM-Krone wahrlich nutzen würden. Und schlugen sogleich zu. Sie knackten inoffiziell den ausgerechnet von Schlosser und seinem ehemaligen Beifahrer Marcel Fries aufgestellten Rundenrekord um 14 Tausendstelsekunden und ließen die Uhr bei 1:45,823 Minuten auf dem 4,182 Kilometer langen Kurs stehen.
Und es ging weiter. Am späten Vormittag gewannen Payne/Rousseau das Sprintrennen über 10 Runden. Dadurch rückten sie bis auf zwei Punkte an die WM-Führenden Schlosser/Schmidt heran, die keinerlei Siegchancen hatten und Zweite wurden. Schlosser und der 21-jährige Luca Schmidt aus Schleiz mussten sogar hinnehmen, dass Payne den Rundenrekord im dritten Umlauf auch noch offiziell brach. Um den dritten Platz kämpften drei Teams: Sam Christie/Tom Christie (Team Hannafin), Tim Reeves/Mark Wilkes (Carl Cox Motorsport) und Pekka Päivärinta/Adam Christie (Hänni Racing), bis Reeves wegen eines verlorenen Lenkergriffs ausfiel.
Doch für WM-Leader Schlosser war noch nichts verloren. Vor dem nur dreieinhalb Stunden später stattfindenden Hauptrennen über 17 Runden hatte er noch immer zwei Punkte im Plus gegenüber Payne. Jetzt musste die Entscheidung über Sieg und Niederlage fallen. Payne/Rousseau nutzten ihre Pole Position aus, um nach dem Start schnell in Führung zu gehen. Schlosser/Schmidt blieben dran, allerdings saugte sich von hinten als Einziger ein äußerst hartnäckiger Reeves an, der später abreißen lassen musste. In den letzten vier Runden kam es zum großen Showdown. Schlosser schob erstmals die gelbe Nase des Gespanns mit der Nummer „3“ neben die „45“. Der Rest war ein Clou schlechthin. Payne und Schlosser battelten sich vom Feinsten, der Schweizer drehte die schnellste Rennrunde und keiner von Beiden durfte sich einen Fehler leisten. Es ging hin und her. Der Weltmeister von 2021 gab alles. Am Ende hielt Payne dem Druck des Schweizers stand und war 0,053 Sekunden eher im Ziel. Nun ist er mit seinem Beifahrer Kevin Rousseau auch zum ersten Mal Weltmeister.
Ergebnis Sprintrennen
1. Harry Payne/Kevin Rousseau (GBR/FRA), ARS Yamaha
2. Markus Schlosser/Luca Schmidt (CHE/DEU), LCR Yamaha
3. Sam Christie/Tom Christi (GBR/GBR), LCR Yamaha
4. Pekka Päivärinta/Adam Christie (FIN/GBR), ARS Yamaha
5. Lukas Wyssen/Ema Salmon (CHE/FRA), LCR Yamaha
6. Bennie Streuer/Ferry Segers (NLD/NLD), ARS Yamaha
7. Paul Leglise/Marjorie Cescutti (FRA/FRA), LCR Yamaha
8. Rupert Archer/Thomas Hofer (GBR/CHE), ARS Yamaha
9. Pierre Leguen/Leopold Rouby (FRA/FRA), LCR Yamaha
10. Raymond Leijdekkers/Calvin Leijdekkers (NLD/NLD), R&R Yamaha
11. Rogier Weekers/Océane Battaille (NL/F), R&R Yamaha
Ergebnis Hauptrennen
1. Harry Payne/Kevin Rousseau (GB/F), ARS Yamaha
2. Markus Schlosser/Luca Schmidt (CH/D), LCR Yamaha
3. Tim Reeves/Mark Wilkes (GB), ARS Yamaha
4. Pekka Päivärinta/Adam Christie (FIN/GB), ARS Yamaha
5. Bennie Streuer/Ferry Segers (NL), ARS Yamaha
6. Sam Christie/Tom Christie (GB), LCR Yamaha
7. Paul Leglise/Marjorie Cescutti (F), LCR Yamaha
8. Lukas Wyssen/Ema Salmon (CH/F), LCR Yamaha
9. Rupert Archer/Thomas Hofer (GB/CH), ARS Yamaha
10. Pierre Leguen/Leopold Rouby (F), LCR Yamaha
11. Raymond Leijdekkers/Calvin Leijdekkers (NL), R&R Yamaha
12. Rogier Weekers/Océane Bataille (NL/F), R&R Yamaha.
WM-Endstand
1. Payne/Rousseau (GBR/FRA), 255 Punkte; 2. Schlosser/Schmidt (CHE/DEU), 252; 3. Christie/Christie (GBR/GBR); 162. 4. Päivärinta/Christie (FIN/GBR), 140.; 5. Todd Ellis/Emmanuelle Clément (GBR/FRA), 133; 6. Streuer/Kölsch (NLD/DEU), 117; 7. Wyssen/Salmon (CHE/FRA), 85; 8. Ted Peugeot/Vincent Peugeot (FRA/FRA), 84; 9. Leglise/Cescutti (FRA/FRA), 75; 10. Lennard Göttlich/Lucas Krieg (DEU/DEU), 52; 11. Archer/Hofer (GBR/CHE), 52; 12. Sam Laidlow/Jack Laidlow (GBR/GBR), 46; 13. Tim Reeves/Mark Wilkes (GBR/GBR), 43; 14. Patrick Werkstetter/Valentin Pirat (DEU/FRA), 33; 15. Kevin Cable/Charlie Richardson (GBR/GBR), 29