IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM: Das Nürburgring-Wochenende im Rückblick

IDM: Das Nürburgring-Wochenende im Rückblick

Erst Nebel, dann viel Sonne und noch mehr Zuschauer. Beim Comeback der IDM auf dem Nürburgring herrschte Andrang. Text: Anke Wieczorek; Fotos: Dino Eisele

Viel Nebel, keine Sicht und dadurch ständig veränderte Zeitpläne. Aber das Wetter-Drama in der Eifel konnte die Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft (IDM) bei ihrem Comeback auf dem Nürburgring nicht ausbremsen. An zwei Tagen hatten alle Klassen stundenlang im Nebel gestochert und etliche Trainings fielen aus. Aber als die Schleier weniger wurden und sich sogar die Sonne ihren Weg durch die Wolken bahnte, gab es für die Fahrer in den Prädikats- und Cup-Klassen kein Halten mehr. Es ging um den Endspurt vor dem Finale in Hockenheim in drei Wochen. In der Top-Klasse IDM Superbike fuhr Ilya Mikhalchik auf BMW vorzeitig zum Titelgewinn.

Die Superbikes rollten am Sonntag bei blendenden Bedingungen am Fuße der Nürburg auf die Strecke. Sollte das ein Traumtag für den 28-jährigen BMW-Fahrer Ilya Mikhalchik werden, an dem er vorzeitig den Titel gewinnt? Sein einzig verbliebener Konkurrent war Honda-Titelverteidiger Florian Alt. Doch dieser machte sich nach seinem verhängnisvollen Sturz vor zwei Wochen in Assen, bei dem er tiefe Fleischwunden in der rechten Hand erlitt, kaum noch Hoffnungen. Doch kampflos aufgeben wollte er nicht. Nur in der Startaufstellung gab er dann zu: „Ich habe Schmerzen wie Sau, aber ich probiere es.“ Mikhalchik gewann das Rennen, nachdem er sich einen erbitterten Kampf mit dem estnischen BMW-Kollegen Hannes Soomer geliefert hatte. Dritter wurde Toni Finsterbusch (BMW). Auf dem Podium standen ein Ukrainer, ein Este und ein Deutscher. Alt kam trotz seiner lädierten Hand bravourös als Fünfter ins Ziel.

Im zweiten Lauf musste Mikhalchik unter den Top 13 im Ziel ankommen. Der Titel wurde ihm fast auf dem Silbertablett serviert. Er musste nur noch zugreifen. Nach 18 Runden über 3,618 Kilometer stand es endgültig fest: Der 28-jährige Ukrainer ist vorzeitig IDM-Champion in der Topklasse und das zum vierten Mal. Mikhalchiks Lebensgefährtin Milana, Mutter Ludmilla, die Tante und sogar die Oma waren auf den Nürburgring gekommen, um ihren persönlichen Superstar zu feiern, der nach seinem großen Triumph mit der blau-gelben Flagge der Ukraine zur Siegerehrung ins Fahrerlager zurückkehrte. Nur zu gerne hätte er den Erfolg mit einem weiteren Sieg gekrönt, doch diesen schnappte sich Hannes Soomer. Der Este trug sich als neuer Sieger in die Historie der IDM Superbike ein. Ein entfesselter Lorenzo Zanetti, der sich die Gegner gleich im Doppelpack schnappte, wurde Dritter. Der Italiener schlüpfte in den letzten Runden mit seiner Ducati an Finsterbusch vorbei und verhinderte damit eine Komplettbesetzung durch BMW, wie im ersten Lauf. Florian Alt kam als Fünfter ins Ziel und hatte höllische Schmerzen in der Hand. Aber das ist Florian Alt: Aufgeben ist kein Thema.

In der IDM Supersport gewann Twan Smits (Yamaha) beide Rennen. Für den Titelkampf ist es zu spät, aber der noch aktuelle Vizemeister zeigte, dass die Konkurrenz trotz seiner durchwachsenen Saison immer mit ihm rechnen muss. Dirk Geiger eroberte zwei zweite Plätze auf Honda und fuhr damit das bisher beste Wochenendergebnis für den Hersteller ein. Und „Lucky Luc“ Luca Göttlicher war nach dem ersten Rennen vom elften Startplatz aus als Dritter aufs Podium geprescht.
Der Meisterschaftsführende Andreas Kofler (Yamaha) kam in der Eifel nicht zum Zug. Im zweiten Rennen versiebte er den Start. Das war ungewöhnlich, denn eigentlich ist der Österreicher für seine Blitzstarts bekannt. Dass Smits und Geiger vor ihm waren, störte ihn hinsichtlich der Gesamtwertung herzlich wenig, denn beide spielen im Titelkampf keine Rolle für ihn. Kofler musste lediglich aufpassen, dass sein direkter Rivale Luca de Vleeschauwer (Triumph) hinter ihm blieb. Und dem war auch so. Der dritte Platz ging diesmal an Daniel Blin (Ducati), aber das war reine Schadensbegrenzung. Der Pole war im ersten Lauf gestürzt. Der Airbag in der Lederkombi ging auf. Blin konnte die Auslaufzone körperlich unbeschadet verlassen. Statistisch warf ihn der Vorfall dagegen endgültig aus dem Titelkampf und Lennox Lehmann (Yamaha) ist in der Gesamtwertung auch noch an ihm vorbeigezogen und neuer Gesamt-Dritter.

Einen spannenden Schlagabtausch lieferten sich auf dem Nürburgring in der Supersport 300 die Teamkollegen aus dem Hause Freudenberg KTM-PALIGO Racing. Im ersten Lauf setzte Phillip Tonn seine Siegesserie mit dem dritten Triumph fort, die er zuvor in Assen mit einem Doppelsieg begonnen hatte. Der Deutsche schien seinen Durchbruch endlich geschafft zu haben und ließ Ruben Bijman und Oliver Svendsen auf den Rängen zwei und drei zurück. Svendsen verlor jedoch nachträglich seinen Podestplatz durch eine Strafe an den Niederländer Dylan Czarkowski (Yamaha) und wurde somit Vierter. Im zweiten Rennen antwortete der Däne prompt auf diesen Rückschlag und sicherte sich den Sieg vor Bijman und Tonn. Mit diesem Erfolg baute Svendsen seine Führung in der Meisterschaft aus und fährt mit einem komfortablen Vorsprung von 30 Punkten zu den letzten beiden Rennen.

Atemberaubende Kämpfe in allen Prädikatsklassen und Cups hielten die zahlreichen Zuschauer bei Laune, die ins Paddock strömten. Vom 20. bis 22. September 2024 findet auf dem Hockenheimring das große Saisonfinale statt.