IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
FIM Sidecar: Im Gedenken an Weltmeister Christian Parzer

FIM Sidecar: Im Gedenken an Weltmeister Christian Parzer

Christian Parzer geht als Sidecar-Weltmeister und ewig gut gelaunter Österreicher in die Motorsport-Geschichte ein. Text: Anke Wieczorek; Fotos: Archiv Klaus Klaffenböck

Ihre Auftritte in der FIM Sidecar World Championship und auch in der IDM Sidecar waren legendär. Die Österreicher Klaus Klaffenböck und sein Beifahrer Christian Parzer waren über 20 Jahre lang ein eingespieltes Team. Den wohl schönsten Tag seines Lebens hatte Parzer am zweiten September-Wochenende 2001. Es war der Gewinn des WM-Titels. Jetzt ist Christian Parzer tot. Er verstarb am 8. Juli 2024 nach langer und schwerer Krankheit. Die Gazetten haben es weitreichend mitgeteilt. Wir erinnern uns heute an diesen faszinierenden Menschen. Mit ihm hat der Motorradrennsport einen der großen, echten Typen verloren, die Geschichte geschrieben haben.

Klaus „Klaffi“ Klaffenböck und sein Beifahrer Christian Parzer – sie waren die Sunnyboys im Fahrerlager. Der eine blond mit langhaarigen Locken. Der andere mit dem ultimativen Schnauzbart im Gesicht. Sie sorgten für Aufsehen, was nicht zuletzt an Hauptsponsor ÖKM lag. Die drei großen Buchstaben auf der knallroten Verkleidung des Sidecars standen für das Österreichische Kontakt Magazin, einer Illustrierten mit mehr oder weniger pornographischem Inhalt. Und wenn Porno-Queen Dolly Buster in der Startaufstellung den Schirm hielt, war die Show perfekt.

Die beiden Hauptdarsteller auf der Strecke fuhren sich die Seele aus dem Leib, was im Gewinn der Seitenwagen-Weltmeisterschaft im Jahr 2001 gipfelte. Zuvor erlebten sie Nerven zerreißende Momente, die nicht geplant waren. Klaffi und Parzer hatten schon vier Rennen gewonnen und die Österreicher mussten in den zwei Rennen in Assen gar nicht mehr siegen, um vorzeitig den Titel zu holen, aber nach einem kurzfristigen Motortausch wären sie beinahe zu spät in die Startaufstellung gekommen. Da haben die Hände gezittert: Sie schafften es auf der letzten Rille. Jetzt mussten sie „nur“ noch direkt hinter Steve Webster/Paul Woodhead ins Ziel kommen. Als Webster ausfiel, weil sich Woodhead auf der Strecke den Daumen brach, standen die Österreicher als Weltmeister fest. Es war gigantisch und ein Meilenstein in der österreichischen Rennsportgeschichte. Es war der erste WM-Titel im deutschen Nachbarland seit Rupert Hollaus 1954 auf NSU die Achtelliter-Weltmeisterschaft gewonnen hatte.

Klaffi, für den Christian Parzer längst ein enger und treuer Freund geworden war, sagt: „Christian und ich waren 20 Jahre lang ein erfolgreiches Team. Unsere gemeinsame Reise begann vor zwei Jahrzehnten, und sie führte uns um die ganze Welt. Wir erlebten unzählige Abenteuer und teilten viele Erfolge, darunter den wohl größten Meilenstein unserer Karriere, als wir im Jahr 2001 die Seitenwagenweltmeisterschaft gewannen. Christians Leidenschaft und seine unvergleichliche Kameradschaft machten ihn nicht nur zu einem herausragenden Beifahrer, sondern auch zu einem einzigartigen Menschen. Er wird in der Rennsportwelt und in den Herzen all jener, die ihn kannten, eine bleibende Lücke hinterlassen.“

Christian Parzers Leben war der Motorsport, der Motorsport und nochmals der Motorsport. Klaffi bewunderte immer an ihm: „Christian hatte einen Mut, den ich zuvor bei noch bei niemandem gesehen hatte – und bis heute nicht wieder. Solche Leute findest Du ganz selten. Und wenn Du ihn als Freund gehabt hast, dann war er einer für immer.“ Das kann ich (die Autorin) nur bestätigen. Christian war so herrlich unkompliziert, wenn man mit ihm konnte und umgekehrt. Wenn jemand beim Interview nicht reden will, kann das sonst unter Umständen sehr anstrengend werden.

Auch abseits der Rennstrecke hat es Parzer krachen lassen. Die Partys nach den Erfolgen sind legendär. Sie bleiben im Gedächtnis und gehören abseits des sportlichen Kapitels zur Vita dazu. Auf beiden Ebenen hat die Schmerzgrenze extrem hoch gelegen. Es ist ein Trost zu wissen, dass Christian trotz seines frühen Todes ein Leben geführt hat, das für drei Personen gereicht hätte. Mit allen Höhen, aber auch Tiefen.

Die letzten Jahre waren geprägt durch mehrere tragische Momente. Parzer überlebte einen ganz schweren Verkehrsunfall auf dem Motorrad. Er erlitt einen Schlaganfall und erst in diesem Frühjahr einen Herzinfarkt. Er war zäh wie eine Katze, der sieben Leben nachgesagt werden. Jedes Mal kämpfte er sich zurück. Geblieben waren körperliche Defizite.

Seinen letzten großen Auftritt hatte er im vergangenen September mit Klaffi beim Oldtimer-Grand-Prix in Schwanenstadt. Bei der Ehrenrunde im Gespann wurden beide bejubelt. Christians Schwester Petra war dabei und erinnert sich: „60 Jahre lang habe ich meinen Bruder nicht weinen sehen, aber da hat er geweint wie ein kleiner Junge.“ Niemand konnte wissen, dass er nicht mehr lange leben würde. Am 08. Juli 2024 ist Christian Parzer gestorben. Er wurde 61 Jahre alt.

In unseren Erinnerungen hat er seinen Platz für immer und solange wir von ihm erzählen, werden diese aufrecht erhalten. Wie er den Motorsport liebte, wie er sich freute, was für ein Kumpel er war. Mach´s gut Christian. Deiner Schwester Petra wünschen wir viel Kraft und alles Gute für die Zukunft.

Erfolge

10 Grand-Prix-Siege
40 weitere Top-3-Plätze
2001 Seitenwagen-Weltmeister mit Klaus Klaffenböck
2003 Vize-Weltmeister mit Klaus Klaffenböck
1992 WM-Dritter mit Klaus Klaffenböck
1993 WM-Dritter mit Klaus Klaffenböck
1997 WM-Dritter mit Klaus Klaffenböck
2000 WM-Dritter mit Jörg Steinhausen
2002 WM-Dritter mit Klaus Klaffenböck

FIM/IDM Sidecar: In memory of world champion Christian Parzer Kreuz †

Their performances in the FIM Sidecar World Championship and also in the IDM Sidecar were legendary. The Austrians Klaus Klaffenböck and his co-driver Christian Parzer were a well-rehearsed team for over 20 years. Parzer probably had the best day of his life on the second weekend in September 2001, when he won the World Championship title. Now Christian Parzer is dead. He passed away on 8 July 2024 after a long and serious illness. The gazettes have reported it far and wide. We remember this fascinating man today. In him, motorbike racing has lost one of the great, genuine characters who made history.

Klaus „Klaffi“ Klaffenböck and his co-driver Christian Parzer – they were the sunny boys in the paddock. One blonde with long curly hair. The other with the ultimate moustache on his face. They caused quite a stir, not least thanks to main sponsor ÖKM. The three large letters on the bright red panelling of the sidecar stood for Österreichisches Kontakt Magazin, a magazine with more or less pornographic content. And when porn queen Dolly Buster held the umbrella on the starting grid, the show was perfect.

The two main protagonists on the track rode their hearts out, culminating in winning the sidecar world championship in 2001. Before that, they experienced nerve-wracking moments that were not planned.Klaffi and Parzer had already won four races and the Austrians didn’t even have to win the two races in Assen to clinch the title early, but after an engine swap at short notice they almost made it to the starting grid too late. Their hands were shaking.Now they only had to finish directly behind Steve Webster/Paul Woodhead.When Webster retired because Woodhead broke his thumb, the Austrians were crowned world champions. It was gigantic and a milestone in Austrian racing history.It was the first world championship title in Germany’s neighbouring country since Rupert Hollaus had won the eight-litre world championship on an NSU in 1954.

Klaffi, for whom Christian Parzer had long since become a close and loyal friend, says: „Christian and I were a successful team for 20 years. Our journey together began two decades ago and took us around the world. We had countless adventures and shared many successes, including arguably the biggest milestone of our careers when we won the Sidecar World Championship in 2001. Christian’s passion and unrivalled camaraderie made him not only an outstanding co-driver, but also a unique person.He will leave a lasting legacy in the racing world and in the hearts of all those who knew him.“
Christian Parzer’s life was motorsport, motorsport and motorsport again.Klaffi always admired him: „Christian had a courage that I had never seen in anyone before – and still haven’t seen in anyone since. You rarely find people like that.And if you had him as a friend, then he was a friend for life.“I (the author) can only confirm that.Christian was so wonderfully uncomplicated when you could talk to him and vice versa.If someone doesn’t want to talk during an interview, it can be very exhausting.

Parzer also let it rip away from the racetrack. The parties after his successes are legendary and remain in the memory and are also part of the sporting chapter.The pain threshold was extremely high on both levels.It is a comfort to know that, despite his early death, Christian led a life that would have been enough for three people.With all the highs, but also the lows.The last few years were characterised by several tragic moments.Parzer survived a very serious road accident on his motorbike.He suffered a stroke and just this spring a heart attack.He was as tough as a cat, which is said to have seven lives.Each time he fought his way back. What remained were physical deficits.

His last major appearance was last September with Klaffi at the Oldtimer Grand Prix in Schwanenstadt.
Both were cheered on during the lap of honour in the team.Christian’s sister Petra was there and remembers: „I haven’t seen my brother cry for 60 years, but he cried like a little boy there.“Nobody could have known that he wouldn’t live much longer.Christian Parzer died on 8 July 2024. He was 61 years old.He has a place in our memories forever and as long as we talk about him, they will be upheld.How he loved motorsport, how he enjoyed it, what a mate he was.Take care Christian.We wish your sister Petra lots of strength and all the best for the future.