Ilya Mikhalchik oder Bastien Mackels? Oder vielleicht doch Lorenzo Lanzi? Die Herren boten sich regelrecht an als Podiumskandidaten. Doch der erste IDM Superbike 1000-Lauf im Rahmen des Endurance-WM-Wochenendes in Oschersleben endete überraschend. Denn plötzlich war auch Julian Puffe mit von der Partie.
Nach 18 Runden stand ein Totaltriumph von BMW fest. Ilya Mikhalchik gewann das Rennen mit 3,29 Sekunden Vorsprung. Der Ukrainer (alpha Racing-Van Zon-BMW) hatte das Rennen vom Anfang bis zum Ende angeführt. Alle Versuche der Konkurrenz, sich ihm zu nähern, scheiterten im Ansatz. „Dabei war es da vorne gar nicht so einfach“, gab der 21-Jährige zu bedenken. „Aber ich bin relativ gleichmäßige Rundenzeiten gefahren.“
Bastien Mackels (Wilbers-BMW) fuhr sich die Seele aus dem Leib, das Vorderrad lupfte bei der Beschleunigung auf der Start-Zielgeraden, aber der Belgier konnte nichts machen. Vor dem Rennen hatten seine Mechaniker noch die Bremsbeläge an der S1000 RR gewechselt. „Das war zu Beginn ein komisches Gefühl. Dabei habe ich den Kontakt zu Ilya verloren und konnte die Lücke nachher nicht schließen.“ Das Spannende an der Geschichte ist, dass Mikhalchik und Mackels punktgleich mit jeweils 45 IDM-Zählern nach Oschersleben gekommen sind. Sie kämpfen um den Titel. Im Moment, zumindest bis zum nächsten Lauf am morgigen Sonntag, ist Mikhalchik mit fünf Punkten im Vorteil.
Lorenzo Lanzi, der kurzfristig bei Yamaha MGM angedockt hatte, konnte seinen dritten Platz aus dem Qualifying nicht halten. Der Italiener wurde Sechster und musste Julian Puffe sowie die beiden Suzuki-Fahrer Toni Finsterbusch und Dominic Schmitter vorbei lassen. „Ich war 0,8 Sekunden langsamer als gestern im Training“, stöhnte der Italiener. „Nach drei Runden konnte ich Mikhalchik und Mackels nicht mehr folgen. Die Yamaha war okay, aber irgendwas hat trotzdem nicht gepasst.“
Stattdessen landete Julian Puffe (alpha Racing-Van Zon-BMW) auf dem Podium und machte den BMW-Totaltriumph komplett. Dem Schleizer fiel ein Stein vom Herzen. Endlich war er nicht schon wieder Vierter geworden. Von diesem undankbaren Platz hat er die Nase voll. „Deswegen habe ich heute extrem spät gebremst. Mein Daten-Spezialist hat in den letzten Tagen auch viele Fortschritte am Motorrad erreicht, die sich jetzt auszahlen. Ich konnte das Renntempo fast um eine Sekunde steigern. Aber nach zehn Runden war ich total im Eimer.“
Jan Halbich (Honda Holzhauer Racing Promotion) konnte nicht mithalten, weil sich sein Reifen auf der Felge drehte. Lucy Glöckner (Kawasaki Schnock Team Motorex) wurde Neunte. Das waren drei Plätze besser als im Training. Sie ergatterte zehn Punkte. Markenkollege Mathieu Gines, der bei Weber Motos Racing startet und als Podiumsfahrer angekündigt war, fehlte im Rennen. Er hatte den Kurs morgens im warm up auf der Zweitmaschine umrundet. Die erste war nach seinem gestrigen Sturz Schrott. Weil der Umbau der Zweitmaschine aber noch nicht komplett nach den Vorstellungen umgebaut war, meldete sich der Franzose nach der kurzen Ausfahrt für das Rennen ab. Er konzentriert sich jetzt voll und ganz auf die Langstrecken-WM, die vor wenigen Minuten mit dem Acht-Stunden-Rennen ihr Highlight in Deutschland hat.
Die Zähne zusammengebissen hat Ricardo Brink, der gestern ebenfalls gestürzt war und sich Prellungen und Abschürfungen am Rücken zuzog. Er holte mit Rang 13 immer noch drei IDM-Punkte.
Während sich die Überholmanöver auf den vorderen Rängen in Grenzen hielten, wurde im Kampf um den 15. und letzten Punkteplatz ganz großes Kino gezeigt. Felix Bauer, Philipp Gengelbach, Kevin Sieder und Björn Stuppi beharkten sich an jeder Stelle, aber nur Gengelbach bekam den Punkt.