IDM
Internationale Deutsche Motorradmeisterschaft
IDM in Assen in Kurzform: Zwei Wechsel in der Gesamtwertung, die Titelkämpfe sind wieder völlig offen

IDM in Assen in Kurzform: Zwei Wechsel in der Gesamtwertung, die Titelkämpfe sind wieder völlig offen

Was ist denn da passiert? In der vorletzten IDM-Runde der Saison ging es hoch her und vor dem Finale in Hockenheim gibt es völlig neue Konstellationen. Text: Anke Wieczorek; Fotos: Dino Eisele

Die vorletzte IDM-Veranstaltung in der Saison 2018 war an Höhen und Tiefen auf der Rennstrecke von Assen kaum zu überbieten. Vier Prädikatsklassen waren in den Niederlanden am Start. In zwei von ihnen fanden Wechsel an der Tabellenspitze statt. In drei Wochen in Hockenheim wird die Motor Presse Stuttgart als Promotor der Serie ein ganz besonderes Finale präsentieren. In allen Klassen der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft ist der Titelkampf noch nicht entschieden. Das gab es lange nicht.

Stand in der Vergangenheit mindestens ein Meister schon vorzeitig vor dem Finale fest, liegen die Dinge nun völlig anders. Die IDM ist hochkarätig besetzt und die Entscheidungen bis zum Schluss offen. In der Topklasse IDM Superbike 1000, in der die Motorradwerke mit hochgezüchteten Maschinen ihre Spielwiese haben, hat sich der Ukrainer Ilya Mikhalchik (alpha Racing-Van Zon-BMW) jedoch den Weg zum Titel weiter geebnet. Er hat in der Gesamtwertung 31 Punkte Vorsprung vor dem Belgier Bastien Mackels (Wilbers-BMW). Er ist der einzige Fahrer, der Mikhalchik noch vom immer greifbarer werdenden Titelgewinn abhalten kann. Doch ausgerechnet Mackels passierte ein Fehler. Er zuckte im zweiten Superbike-Lauf des Wochenendes zu früh am Start und erhielt eine Durchfahrtsstrafe durch die Boxengasse. Diese warf den 33-Jährigen kurzfristig von der ersten Position auf den 16. Platz zurück. Am Ende des Rennens hatte Mackels nach einer Aufholjagd immerhin sieben Meisterschaftspunkte gerettet, während sich auch Mikhalchik geschlagen geben musste. Sieger des Rennens wurde Lorenzo Lanzi aus Italien auf der MGM-Yamaha.

Zum ersten Mal in diesem Jahr hatte es keinen BMW-Sieg gegeben. Und das hatte ausgerechnet das Team geschafft, das zuletzt ohne Fahrer dagestanden hatte. Das Ganze erweist sich auch noch als Vorteil für Mackels, denn Lanzi hatte mit seinem Sieg zugleich verhindert, dass Mikhalchik die volle Punktzahl abschöpfen konnte. Fünf Marken sind in der IDM Superbike 1000 vertreten: BMW, Honda, Kawasaki, Suzuki und Yamaha. Dass der Titel an einen BMW-Fahrer geht, daran gibt es keinen Zweifel. Dominic Schmitter (Suzuki) liegt als erster Pilot eines anderen Fabrikats auf dem vierten Platz in der Gesamtwertung.

In der IDM Supersport 600 hätte Max Enderlein (Freudenberg Racing) alle Chancen auf einen vorzeitigen Titelgewinn gehabt, wenn er im freien Training nicht gestürzt wäre. Der Yamaha-Fahrer brach sich das Schlüsselbein und musste die Heimreise antreten. Der Sachse wurde noch am Wochenende operiert und hofft bis zum Saisonfinale wieder halbwegs fit zu sein. Der große Vorsprung des 22-jährigen Yamaha-Fahrers zu den Verfolgern ist in der Zwischenzeit auf zwölf Punkte geschrumpft. Und sein größter Konkurrent heißt jetzt nicht mehr Marc Buchner, sondern Daniel Rubin. In Assen gab es mehrere Wechsel in der Gesamtwertung. Für Kevin Wahr, der als ganz großer Favorit in die Saison gestartet war, hat sich der Titelkampf nach einer technischen Disqualifikation erledigt.

Die separate Superstock 600-Wertung in der Klasse, in die Fahrer mit noch seriennäheren Motorrädern eingeschrieben sind, wird derzeit von Marco Fetz (Yamaha) angeführt. Auch hier ist das letzte Wort nicht gesprochen. In Titelreichweite befinden sich auch noch Moritz Jenkner, der Sohn des ehemaligen Grand Prix-Piloten Steve Jenkner, sowie Stefan Ströhlein, der in Assen ein Rennen gewann.

In der Nachwuchsklasse IDM Supersport 300 gibt es mit Toni Erhard einen neuen Spitzenreiter. Der Deutsche traf die Niederländer auf ihrer Heimstrecke mitten ins Herz und gewann beide Rennen. Schon nach dem ersten Lauf hatte der 17-jährige Abiturient aus Sachsen den großen Favoriten Victor Steeman als Führender in der Gesamtwertung abgelöst. Zwischen den beiden KTM-Piloten liegen zehn Punkte.
Steeman hatte an einem Vorfall zu knabbern. Er rollte zu spät in Richtung Startaufstellung und musste sich statt in der ersten Reihe ganz hinten anstellen und das Feld aufrollen.

Auch in der IDM Sidecar gab es einen Führungswechsel, denn beide Rennen in Assen wurden zum Triumphzug von Josef Sattler/Uwe Neubert (Adolf RS1 F1 BMW). Mit dem Doppelsieg des Wochenendes hat das bayrisch-sächsische Duo nun 20 Punkte Vorsprung vor Titelverteidiger Bennie Streuer/Gerard Daalhuizen (LCR F1 Suzuki), die diesmal fehlten, weil sie an der gleichzeitig stattfindenden Sidecar-WM in Rijeka teilnahmen. Endgültig abgerechnet wird also in Hockenheim vom 28. bis 30. September 2018.

Der Pitwalk in den Morgenstunden, öffentliche Siegerehrungen vor dem Fahrerlager und Testfahrten mit der 80.000 Euro teuren BMW HP4 erwiesen sich auf dem TT Circuit in Assen als Zuschauermagnet und machen Lust auf Mehr. Die entscheidende letzte Saisonrunde sollten sich IDM-Fans deshalb nicht entgehen lassen.